Montag, 12. Dezember 2016

5.12.2016, Nachtmarkt Mandalay

Wenn es finster wird und Bazar und Läden schliessen, ist es Zeit für den Nachtmarkt. Die fliegenden Händler räumen ihre Stände mitten auf die Strasse. Zuerst kommen die Buchhändler, die ihr Angebot gut beleuchtet auf einer Plache am Boden ausbreiten. Alles Occasionsbücher, von der Bevölkerung sehr gut besucht. Dann Stände mit Kleidern und Schuhen, bei einer Frau finde ich sehr schöne Longyis, Stoffe für Wickelkleider. Hier wird das Tuch zu einem Schlauch vernäht, so wie das in Sansibar die Männetücher auch sind, geschlungen jedoch wird es eleganter. Asiatische Frauen wünschen schlanke Silouetten. Zu den Wickelröcken werden sehr eng anliegende Oberteile getragen, was ich in der Hitze unpraktisch finde. Überhaupt die Schönheitsideale. Die merkwürdig weisse bröckelnde Paste - aus Sandelholz soll sie sein, wenn ich richtig verstanden habe - die sich Frauen wie Männer häufig ins Gesicht schmieren. Symmetrisch auf beiden Gesichtshälften sind Rechtecke oder kompliziertere Formen verteilt. In meinem Reiseführer steht, dass die Paste sowohl Sonnenschutz wie Kosmetik sei, sie soll die Haut schön machen, weshalb Burmesen selten Runzeln hätten. Auch stark abstehende Ohren, bei denen ich fast das Gefühl habe, dass die so gebunden wurden, die finde ich nicht wirklich schön.


Die Frau auf dem Nachtmarkt verkauft mir die Stoffe für 3500.- pro Stück. Und da habe ich gesten im Bazar unter den kritischen Blicken vieler Frauen gefeilscht, bis ich ein Tuch für 13'000.- bekam! Auf dem Nachtmarkt erkläre ich mit Händen und Füssen, dass ich auch noch Faden brauche. Die Frau versteht und führt mich zu einem kleinen Laden. Nach langem Suchen bringt die Besitzerin aus dem Halbdunkel, das Licht ist hier häufig sehr schlecht, auch wirklich schwarze Fadenspulen, die ich nicht einmal bezahlen darf, denn die Stoffverkäuferin will die 200 Kyat selber übernehmen. Ein schöner Abschluss des Tages. Ähnlich wie gestern der Rikschafahrer, der plötzlich aus der Dunkelheit auftauchte wie ein guter Geist. Bereits bin ich wieder in einem Zustand, wo mir sehr viel mehr möglich scheint als in der Schweiz. Die Geister, die guten wie die bösen.

Nach einem Gin Tonic, der mir nicht schmeckt, die Engländer müssten eigentlich wissen, was ein guter Gin Tonic ist - vielleicht weiss ich es nicht - gehe ich wieder hinaus. Die Trottoirs haben sich in Restaurants verwandelt, mobile Garküchen wurden aufgebaut und Tischchen und Schemel hingestellt. Ich schaue in die Töpfe und wähle etwas, das wohl Chapatis sind, sehr fettig, und dazu einen Kartoffelcurry. Der Junge, ich schätze ihn auf etwa 12-14 Jahre, deutet mir, einen Platz zu suchen und bringt mir alsbald mein Essen. Da kein Besteck dazu kommt nehme ich an, dass man mit den Händen isst und frage ihn nach "tischiu", phonetisch geschrieben, in meiner Erinnerung Swahili, und es klappt, er hat begriffen und bringt mir Servietten. Beim Bezahlen wird es etwas schwieriger, die zwei Frauen, die sich zu mir gesetzt haben, helfen, 750 Kyat meinen sie, koste es. Aha, sie sprächen Englisch, sage ich, sie darauf, ob ich allein? Ja, allein, sage ich, worauf die beiden zusammen tuscheln und kichern. Als ich frage, ob das für sie komisch sei, wollen sie nicht mehr so recht Englisch verstehen.

Montag, 14. November 2016

4.11.2016, Mandalay




Heute morgen beschliesse ich, zu Fuss den grossen Markt und die nächstgelegene Tempelanlage zu besuchen. Um zehn Uhr morgens ist es noch passabel kühl und die Gassen sind ebenso verstopft wie gestern. Bereits etwas mutiger kämpfe ich mich durch das Gewimmel. Stoffe, Essen, Plastikwaren, Schuhe, Gemüse und Fleisch, das mir den Appetit danach verdirbt,  Süsswasserfische ebenfalls. Die  Tempelanlage finde ich leicht, eine grosse vergoldete Stupa erscheint immer wieder zwischen den Häusern. Eine Mauer, ein Tor, die Leute ziehen ihre Schuhe hier aus und ich tue es ihnen gleich, danach geht es recht ähnlich weiter wie draussen. Händler, die Weihrauch verkaufen, das passt hier, aber auch Souvenirs und Kleider sehe ich. Das ganze Areal entpuppt sich als weitläufiges Gelände mit unzähligen Häuschen mit Figuren, meist sitzenden Buddhas. Vieles extrem kitschig, nur ein kleiner alter und zerfallender Teil ist noch auszumachen. Leute sitzen herum, manche schlafen auch, es ist hier angenehm ruhig und unter den Bäumen auch etwas kühler. Ich höre psalmodierende Stimmen. Das tönt ganz ähnlich wie im Islam, eine die vorspricht oder -singt, ein Chor der folgt. Plötzlich rieche ich einen scharfen Benzingeruch und entferrne mich instinktiv. Hinter einem der Tempel steigt eine schwarze Rauchwolke auf, die später nach Weihrauch zu riechen beginnt. Wird hier ein Toter verbrannt? Und die vielen Figuren, meist hinter Gitter gesperrt, auch eine unheimliche Totenszenen, Krähen und gar Geier, die an einem Leichnam fressen, das flösst mir eher Angst als Erleuchtung ein.

Auf dem Rückweg trinke ich meinen ersten Kokosnusssaft, täglich einen, meint Salum, das halte gesund. Der Saft ist sehr gut, die Frucht merkwürdigerweise bereits am auskeimen. Der Preis scheint mir eher hoch, 1000 Kyat, fast gleich viel wie gestern Abend das Essen auf der Gasse, doch dafür stellt mir die Frau auch noch einen Plastikschemel hin, auf dem ich lange ausruhe und der Strassenszene zuschaue, schliesslich schenkt die Frau mir eine Banane. Auf dem Rückweg gehe ich durch das Marktgebäude, einem riesigen, von den Chinesen gesponserten Betonbau, das den hundert jährigen früheren Markt ersetzt. An einen Ameisenhaufen erinnert mich das Innere, angenehme Gerüche neben für mich unerträglichen, und mitten im Gewimmel zwei Frauen, die auf tiefen Schemeln an einem Tischchen ruhig ihre Mahlzeit einnehmen, Asiaten brauchen viel weniger Distanz als wir.

Nach einer langen Ruhepause in der Frische meines Hotelzimmers gehe ich erst gegen fünf Uhr wieder hinaus. Ich will zu Fuss eine weitere Pagode besuchen, da alles am Morgen bestens geklappt hat. Diesmal finde ich sie nicht, obwohl ich das in Rechtecke aufgeteilte Strassennetz s-förmig durchstreife. Auch bei der  "sky bar", sie wird im Reiseführer für einen Drink in der Dämmerung empfohlen, werde ich nicht fündig. Auf dem Rückweg, es ist schon fast finster, werde ich von einem alten Rikschafahrer auf gar nicht so schlechtem Englisch angesprochen. Wohin er mich führen könne? Ich sage in die "sky bar" und denke, das sage dem sowieso nichts. Doch, "sky bar" das kenne er, essen und trinken könne man da. Ich steige auf das lottrige Gefährt ohne Licht, etwas mulmig ist mir schon, doch der alte Mann fährt sicher durch den dichten Verkehr. Aus der Schweiz sei ich, meint er dann. Verblüfft frage ich, warum er das wisse? Er habe mich bereits am  Vortag gesehen, meint er, was gar nichts erklärt. Nach einer Weile hält er vor einem Gebäude, an dem "sky bar" angeschrieben steht. Leider ist es geschlossen. Ich bin erstaunt, etwas unheimlich wird mir diese Geschichte schon, wie vom Himmel geschickt dieser Mann und trotzdem fühle ich mich sehr wohl auf seinem Gefährt in der finsteren Nacht. Vor dem Mandalay City Hotel gebe ihm 1000 Kyat, etwa einen Dollar. Hocherfreut verschwindet er in der Nacht.



Und 


Mittwoch, 9. November 2016

3. November 2016, Mandalay



Die Kellner im Mandalay City Hotel sind von einer fast unangenehm unterwürfigen Höflichkeit. Sehr beflissen schwirren sie um mich herum, ich bin der letzte und einzige Gast heute Morgen, die Gruppentouristen sind längst unterwegs. Auch heute bin ich est um viertel vor neun erwacht, während mir das Einschlafen schwer fällt, die innere Uhr ist noch nicht neu gestellt. Das Mandalay City Hotel liegt wie eine Oase verborgen in einem mit Pflanzen bewachsenen Hinterhof. Die buschartig dicht wachsenden schlanken Palmen und der




vor der stechenden Sonne. Im Inneren herrscht grünes Dämmerlicht, was in der Hitze sehr angenehm ist. Die Möblierung ist kolonial bis modern-elegant, im allgemeinen gut gelungen, mindestens besser als das, was hier normalerweise unter luxuriös verstanden wird. Doch warmes Wasser gibt es tagsüber nicht. Dafür funktioniert das Internet gut. Unschätzbar für mich, da ich immer noch Probleme damit habe, Fotografien in meinem Blog hochzuladen.



Vor 2 Tagen bin ich im Mandalay Airport gelandet, das Prozedere mit dem "business visa" war langwierig, aber schliesslich machbar, von den vielen nutzlosen, beziehungsweise untätigen Beamten ist mir eine Frau gut in Erinnerung geblieben, sie hatte irgend eine höhere Funktion. Dürr, mit rosaroten Flipflops mit gut 5 cm dicken Sohlen - die Leute sind hier allgemein klein - und lang ausfransenden Haaren, die ihr zu einem dünnen Rossschwanz gebunden bis zu den Fersen reichten. Keine schöne Frau. Jedoch in ihrem Verhalten selbstsicher, besser herrisch. Zum Glück war sie mir wohlgesinnt.

Die Fahrt zur Stadt dauerte rund eine Stunde durch eine ländliche Gegend, grün, überflutete Grundstücke am Ende der Regenzeit, das hatte ich bereits im Flugzeug bemerkt.  Gebäude selten, aber im Gebüsch ragten immer wieder meist vergoldete Stupas auf. Auffällig war die richtungsgetrennte, in weiten Strecken mit extrem zierlichen LED-Strassenlampen gesäumte Strasse, auf der wir praktisch allein durch die Landschaft fuhren. Vollkommen überdeimensioniert. Ein Geschenk von China oder irgend ein Entwicklungprojekt des Westens? Als wir die Stadt erreichten, wurde der Verkehr dichter bis sehr dicht und stockend. Vor allem mit Motorrädern bestückt, meist mehrere Personen und zusätzlich Waren darauf, Fahrräder, das habe es vor ein paar Jahren gegeben, das sei jetzt vorbei, meint mein Fahrer.

Der Verkehr ist äusserst unberechenbar. Es ist nicht einfach, zu Fuss unterwegs zu sein, denn die Trottoirs sind mit geparkten Motorrädern und Waren vollgestellt und zwischendurch fehlt eine Betonplatte und man sieht das Kanalisationswassr, das darunter fliesst. Insbesondere nachts in den schlecht beleuchteten Strassen eine gefährliche Angelegenheit. Richtung Fahrbahn ein bis zwei Reihen unorganisiert abgestellter Autos, die man als Fussgängr mitten auf der Strasse umrunden muss. Eine Mutprobe, insbesondere das Queren der Strassen. Und hier finde ich leider keine Fussgänger, denen ich mich anschliessen könnte, denn zu Fuss sind die Leute höchstens noch in den engen Marktgässchen unterwegs.  - Doch es ist ruhiger als in vergleichbaren südamerikanischen Städten, die ich vor ein paar Jahren besucht habe, die Motoren sind leiser, der Lärm stammt hauptsächlich vom ununtebrochenen Hupen der Verkehrsteilnehmer

Samstag, 5. November 2016

2. November 2016







Am Frühstücksbüffet gibt es die Wahl zwischen zwei Süppchen, Gemüse gekocht und frisch geschnitten und Speck und Wurst und Eier, Käse finde ich keinen. Butter und Yogurt nach langem Suchen, besser ich vergesse auch dies für eine Weile. Unter den Hotelgästen sind auch Asiaten, Geschäftsleute der Kleidung nach, mir ist das Hotel sympathisch. Auf dem Weg zum Flughafen staune ich ein weiteres Mal über diese verrückten, für einen Schweizer vollkommen futuristischen Stadtlandschaften. Hochstrassen, Unmengen, parallel und sich in verschiedenen Höhen überkreuzend, auch Züge auf Hochtrassees, ich geniesse die Stadtlandschaft von der Höhe der Baumwipfel aus. Viel Grün, immer wieder, in dieser Stadt mit 12 Millionen Einwohnern, grünes Gebüsch auf jedem ungenutzten Grundstück, grün quillt zu jeder Ritze im Aspalt empor, grün auch aus unzähligen grossen und kleinen Blumentöpfen jeder Art. Die Natur ist hier grosszügig und die Thais scheinen Pflanzen zu lieben. Ebenso wie Blumen und Altäre mit Opfergaben. Und überall das Foto vom verstorbenen König. Ansteckknöpfe mit dem Haupt des Monarchen werden am Revers getragen,  schwarze Schleifen ebenfalls, der Fahrer, der mich am Flughafen abholte, fragte mich als erstes, ob ich wisse, dass der Monarch gestorben sei. Doch von Unruhe, mindestens jetzt noch, keine Spur.

Eigentlich ist es gar nicht so dumm, den Verkehr in der Höhe zu führen. Mindestens in einem tropischen Land ist der Schatten unter den Fahrspuren durchaus nützlich. Hier unten siedeln sich weitere Verkehrswege an oder Parkplätze oder improvisiertes Grün und improvisierte Marktstände. Und den Lärm des Verkehrs hört man unten am Boden weniger, anders wird es in den Hochhäusern sein. Überhaupt dieser Lärm. Wir Westler sind einfach verwöhnt, das Lärmproblem muss ein Luxusproblem zu sein. Weder in Afrika noch in Asien oder Südamerika scheint man sich gross daran zu stören. So fühle ich mich beim Schreiben im hypermodernen Flughafen, in dem alle Geräusche merkwürdig gedämpft sind, fast etwas unwohl. Im Aquarium, wie ein Fisch. Wenn da nicht zwischendurch die Stimmen mit "last call" wären. Auf Thai wiederholt haben die Frauenstimmen immer eine viel höhere Tonlage. Dieses Gepiepse scheint für die Leute hier angenehm zu sein.

Gestern Abend noch ein Rundgang durch das Quartier. Bereits um 6 Uhr ist es finster, ich getraue mich nicht allzu weit weg, denn ohne Sonnenlicht funktioniert mein Orientierungssinn in einer fremden Gegend schlecht. Bereits nah von Hotel finde ich eine sympathische halboffene Garküche, in der die Speisen wie im Lukmaan in Alubehältern fertig gekocht angeboten werden. Ich wähle eine Art Spinat und etwas mit Poulet und asiatischen Basilikumblättern, beides mit Chilistücken, die Thais lieben es wirklich scharf. Das ganze kostet wenigerer als 2 Dollars und damit einen Drittel von dem, was ich später in der Touristengegend für ein Bier bezahlen werde.
An nutzlos und unablässig trillernden Polizisten vorbei, die erfolglos versuchen den Verkehr zu beschleunigen, komme ich in eine Gegend mit einem Nachtmarkt. In der ersten Gasse, in die ich einbiege, sehe ich hinter den Marktständen in den Gebäuden schummriges Licht und höre Musik. Beim näher Treten bemerke ich, dass das alles Bars sind. Vom offenen Eingang her sind dürftig gekleidete Frauen sichtbar, die sich an Stangen räkeln, wie man das von Stripteaselokalen her kennt. Die Gäste sind fast ausschliesslich Langnasen. Eine Frau ruft mir zu "hallo mam, come in, just enjoy." Der Verkauf des eigenen Körpers scheint hier unkompliziert zu sein. Die Frauen sind jung, oder scheinen es mindestens, denn Asiatinnen haben meistens wenig Po und Brüste, ranke Gestalten sind es. Da fällt mir die vereinzelte Frau mit einer ausgeprägten Spalte im tiefen Ausschnitt merkwürdig auf. Ich weiss nicht, weshalb mich diese Etageren immer an Pobacken erinnern. Vielleicht ist ja gerade dies ihr Reiz? Die spärlichenTouristenaufreisser in Bangkok sind wenig aufdringlich und wenn ich mit einem verneinenden Kopfnicken und Lächeln antworte, dann kommt auch immer ein strahlendes zurück, das funktioniert bestens mit Asiaten. Weniger jedoch die Sache mit dem Humor. Den verstehen sie kaum einmal, mindestens den meinigen.



1.November 2016






"Spicy Salat with beans and prawns" esse ich zum Frühstück um 2 Uhr nachmittags Ortszeit, doch was bedeutet schon Zeit nach einer Reise durch einen abgekürzten Tag ostwärts bis nach Doha und von dort durch eine kurze Nacht nach Bangkok? Ich weiss nur, dass ich sehr lange nicht mehr geschlafen habe, abgesehen von einem kurzen Nickerchen von 2 Stunden im Flugzeug, deshalb komme ich etwas übel gelaunt in Bangkok an.
Meine Eindrücke vom Flughafen in der Morgendämmerung. Auch der ist modern, eine Art verzweigte gläserne Gewächshaustunnel, die an einer Metallgerüstung aufgehängt sind, darunter dadurch von der Witterung geschützte Einbauten. Riesig ist er, verglichen mit demjenigen von Doha, und eigentlich bleiben mir die beängstigend schnell laufenden Rollbänder, vor deren Ende per Lautsprecherstimme gewarnt wird, am besten in Erinnerung. Die Passkontrolle bleibt ebenfalls hängen, furchtbar ineffizient ist sie, und eigentlich bin ich auch in dem Hotel hier - mit dem ich sonst zufrieden bin - erstaunt über die wenig professionellen Angestellten. Zum Glück gleichen sie das durch ihre Freundlichkeit aus. Und ja, so gut Englisch sprechen die Thais nun auch wieder nicht.

Mein Magen brennt nach dem unerwartet scharfen, aber guten Salat. Dabei glaubte ich diesmal ganz vorsichtig zu sein und verzichtete auf eine Mahlzeit auf der Gasse. Nachdem ich erst zwei Stunden geschlafen und dann geduscht hatte, ging ich hinaus. Direkt im Gewusel von Marktstrassen liegt das Silom Serene Hotel, in engen, mit Sonnenschirmen und Plachen gedeckten Gässchen wo so ziemlich alles angeboten wird, was man verwenden, anziehen oder essen kann. Und stickig heiss ist es trotz bedecktem Himmel. Davon habe ich bisher kaum etwas gemerkt. Der Flughafen war tiefgekühlt, das Auto ebenfalls und auch mein Hotelzimmer hat eine Klimaanlage.
Auf dem 6-stündigen Flug, furchtbar eingeengt kam ich mir vor, entspannte ich mich erst nach dem 2. Whisky, der, oh Wunder, auch gleich die Aphten in meinem Mund heilt. Da bleibt nur das Fersehprogramm. Nach langem Zögern, das meiste interessiert mich wenig, entscheide ich mich für "Batman". Und muss zugeben, dass mir der Film weit besser gefallen hat als gedacht. Recht spinnig und phantasievoll, auch von der Kamera her, dieser Batman und der geniale Jack Nicolson als Jocker. Die Handlung ist mir zu kompliziert, wer gegen wen, da bleibt nicht alles hängen, doch der Film funktioniert auch so als gute Unterhaltung. Ebenso lausche ich jetzt den Tourguides, die am Nebentisch essen. Einer davon ist Türke. Es wird über die politische Situation in der Türkei gesprochen und die damit verbundene wirtschaftliche Schwäche. Nur die Hälfte kriege ich mit, schaue dazu dem Strassentreiben vor der Fensterfront zu und habe merkwürdigerweise dieses schaukelnde Gefühl, das ich von langen Schiffahrten oder einem bewegten Gleitschirmflug her kenne. - Was auch nicht erstaunt, wenn man bedenkt, was in den letzten 20 Stunden so alles unter meinen Füssen vorbeigeflogen und gerollt ist. Dazu Batman. Surreal eigentlich, komplett verrückt unser modernes Leben.













31. Oktober 2016

"For man who have something to say but nothing to declare" hängt riesig als Werbeplakat im Flughafen Zürich. Werbung für eine Luxus-Uhrenmarke. Ich fühle mich nicht davon angesprochen und nehme den Eingang "Economy". Vor mir ein jüngeres asiatisches Paar. Die weissen Unisex-Polsterjacken mit der Aufschrift "Top of Europe" fallen mir auf. Dass das schwarze Minijupe der Frau mit winzigen weissen Schweizerkreuzen bedruckt ist, sehe ich erst später. Zu den Gates geht es nun quer durch den Duty Free Market - wie überall auf der Welt unterdessen - shopping, das bleibt einem auch hier nicht erspart. 
12.2kg Gepäck zeigt die Waage an, nicht schlecht, ich dürfte 30kg mitnehmen und bin etwas stolz. 12.2kg für drei Monate plus diesmal sehr wenig Handgepäck. Mobil bleiben. Alles ist leichter geworden, erstmals reise ich nun auch mit i-pad statt Labtop. Immerhin leiste ich mir eine Tastatur dazu. Statt viele Bücher, ein "Tolino", einzig der Reiseführer ist noch in Buchform. Kleider wenige, die Tropen, hoffentlich wird es im Hochland nicht allzu kühl.
Nun durch die Passkontrolle. Tansania, unzählige Male, verschiedene Geldüberweisungen nach Sansibar, auch auf eine Bank, die von den Amerikanern als Terrorunterstützerin bezeichnet wird - in Afrika operiert die FBME mit russischen Besitzern auch zwei Jahre später noch. Und nun zweimal Doha, einmal mit einem Tag Aufenthalt im Emirat. Wir sind durchsichtig geworden, mein Pass wird eingescannt. Und diesmal mindestens, scheine ich noch keinen Argwohn zu erregen.

Vor dem Abflug dann kurz noch ein Birchermüesli im "Deli" Restaurant auf dem Gate E. Keine Fusion Kitchen, nur global. Dafür nervt "Pages", das neue Schreibprogramm, das mich gleich wie Word dauernd autokorrigieren will. Obwohl es keine Ahnung hat von meinen Wortkreationen. Nun  muss ich einsteigen.
Am Eingang schiebt eine lethargisch-depressive gänzlich abgemagerte Asiatin mein Ticket in die Kontrollmaschine, "Die Vegetarierin" lässt grüssen. Im Flugzeug werde ich von unverschleierten Stewardessen empfangen. Alles Asiatinnen, welche Einheimischen arbeiten schon in den Emiraten? Auch die Fluggäste stammen eher aus dem Fernen als aus dem Nahen Osten, Anschluss nach Bangkok und Mumbai. Hinter mir singt ein Mann leise. Das tönt nach Inder oder Tamile, ein Ankämpfen gegen die Flugangst? Ich suche die Taste "speichern" doch wahrscheinlich wurde auch die wegrationalisiert. Mit etwas Verlustangst im Kopf klappe ich vor dem Abflug mein i-pad zu.

Die "safety instructions" im modernen Dreamliner von Boeinge sind die witzigsten, die ich je in einem Flugzeug gesehen habe. Ein Fussballmatch. Die Bilder kollidieren andauernd mit den Anweisungen, "Handy ausschalten" wird dem Fussballspieler mitten im Spiel kommuniziert. Brav stoppt er und schaltet sein Handy aus und die Fans nerven sich fürchterlich. Das "drop the oxygen mask"  fällt zusammen mit dem hysterischen Kreischen weiblicher Fussballfans, überhaupt wird das weibliche Personal recht sexy und andauernd zweideutig gezeigt. Erstaunlich für die Fluggesellschaft eines streng islamischen Landes. Alkohol gibt es übrigens auch, wobei ich den Rotwein nicht empfehlen kann.
DIe Wolken sind rasch durchbrochen, der Nebel hängt tief und alsbald blendende Helle. Doch rasch wird es merkwürdig dunkel, die Scheiben gleichen einer selbsteinfärbenden Sonnenbrille. Erst meint man unter Wasser zu fliegen - bläulich wie in einem Aquarium ist es hinter den Fenstern, richtig gruslig - und kurz darauf durch die Nacht. Mir gefällt das gar nicht, dieses Schummerlicht, so sehe ich nichts von der Landschaft. Bis ich einen Knopf unter meinem Fenster entdecke, mit dem sich die Helligkeit regulieren lässt und alsbald wird es bei mir wieder Licht. Der Flugzeugrumpf hingegen bleibt weiterhin im Dämmerlicht. Rosarote Beleuchtung ergänzt die purpurviolette Polsterung, was den meisten Fluggästen recht zu sein scheint, denn entweder beschäftigen sie sich mit der Unterhaltungselektronik, oder sie dämmern vor sich hin. - Wie meine junge schweizerische Sitznachbarin. Sie scheint mir etwas gestresst zu sein. Flugangst? Oder geht sie einen Scheich heiraten? Ich kenne dieses Gefühl......... Geschichten kann man sich ausdenken. Szeged in den "flight informations" und Rindsragout auf meinem Teller, allerdings ohne Sauerkraut und mit Senf gewürzt. Aleppo direkt auf der Flugroute, ich nehme an, der Pilot weiss, was er tut. Und alles Essen von Swiss Gates, das nun den Chinesen gehört, nachdem es den Arabern gehört hat. Meine Sitznachbarin langt hungrig zu, Flugangst kann es also nicht sein, es muss der Scheich.....,  doch leider kann ich sie nicht fragen. Direkt nach dem Einsteigen stülpt sie ihre Kopfhöhrer über und starrt seither gebannt auf den Bildschirm. Auf dem Arm unserer extrem höflichen asiatischen Bedienung entdecke ich ein grosses blassgrünliches vollmondförmiges Muttermal. Über Ankara - die Türkei liegt unter Wolken - weicht das Flugzeug deutlich vom geplanten Kurs ab und fliegt über den Iran.

Um 17:30 Ortszeit Landung in Doha, hier ist es bereits tiefe Nacht. Die Flugzeugscheiben beschlagen sofort, 29 Grad meint der Pilot, doch hier im vollklimatisierten Flughafen spürt man nichts davon. Nicht riesig, habe ich das Gefühl, doch schöne moderne Architektur, gediegen elegant, nicht protzig, das habe ich mir anders vorgestellt. Wie im Flugzeug wenige Verschleierte, dafür etliche weiss gewandete und mit Turban behutete Wüstenscheichs.  Riesige moderne Kunstwerke in der Wartehalle, die von uns westlichen Touristen eifrig fotografiert werden und Cola gibt es nicht, aber Pepsi. Ist Pepsi weniger Amerika? Shops aller Luxusmarken in der grossen Halle, auch den der bereits erwähnten Luxusuhr. Hier wird mit einem Basejumper geworben. Der Spruch: "Don,t crack under pressure." -  "Pages" nervt wirklich. Das erkennt nicht einmal die englischen Wörter.