Montag, 12. Dezember 2016

5.12.2016, Nachtmarkt Mandalay

Wenn es finster wird und Bazar und Läden schliessen, ist es Zeit für den Nachtmarkt. Die fliegenden Händler räumen ihre Stände mitten auf die Strasse. Zuerst kommen die Buchhändler, die ihr Angebot gut beleuchtet auf einer Plache am Boden ausbreiten. Alles Occasionsbücher, von der Bevölkerung sehr gut besucht. Dann Stände mit Kleidern und Schuhen, bei einer Frau finde ich sehr schöne Longyis, Stoffe für Wickelkleider. Hier wird das Tuch zu einem Schlauch vernäht, so wie das in Sansibar die Männetücher auch sind, geschlungen jedoch wird es eleganter. Asiatische Frauen wünschen schlanke Silouetten. Zu den Wickelröcken werden sehr eng anliegende Oberteile getragen, was ich in der Hitze unpraktisch finde. Überhaupt die Schönheitsideale. Die merkwürdig weisse bröckelnde Paste - aus Sandelholz soll sie sein, wenn ich richtig verstanden habe - die sich Frauen wie Männer häufig ins Gesicht schmieren. Symmetrisch auf beiden Gesichtshälften sind Rechtecke oder kompliziertere Formen verteilt. In meinem Reiseführer steht, dass die Paste sowohl Sonnenschutz wie Kosmetik sei, sie soll die Haut schön machen, weshalb Burmesen selten Runzeln hätten. Auch stark abstehende Ohren, bei denen ich fast das Gefühl habe, dass die so gebunden wurden, die finde ich nicht wirklich schön.


Die Frau auf dem Nachtmarkt verkauft mir die Stoffe für 3500.- pro Stück. Und da habe ich gesten im Bazar unter den kritischen Blicken vieler Frauen gefeilscht, bis ich ein Tuch für 13'000.- bekam! Auf dem Nachtmarkt erkläre ich mit Händen und Füssen, dass ich auch noch Faden brauche. Die Frau versteht und führt mich zu einem kleinen Laden. Nach langem Suchen bringt die Besitzerin aus dem Halbdunkel, das Licht ist hier häufig sehr schlecht, auch wirklich schwarze Fadenspulen, die ich nicht einmal bezahlen darf, denn die Stoffverkäuferin will die 200 Kyat selber übernehmen. Ein schöner Abschluss des Tages. Ähnlich wie gestern der Rikschafahrer, der plötzlich aus der Dunkelheit auftauchte wie ein guter Geist. Bereits bin ich wieder in einem Zustand, wo mir sehr viel mehr möglich scheint als in der Schweiz. Die Geister, die guten wie die bösen.

Nach einem Gin Tonic, der mir nicht schmeckt, die Engländer müssten eigentlich wissen, was ein guter Gin Tonic ist - vielleicht weiss ich es nicht - gehe ich wieder hinaus. Die Trottoirs haben sich in Restaurants verwandelt, mobile Garküchen wurden aufgebaut und Tischchen und Schemel hingestellt. Ich schaue in die Töpfe und wähle etwas, das wohl Chapatis sind, sehr fettig, und dazu einen Kartoffelcurry. Der Junge, ich schätze ihn auf etwa 12-14 Jahre, deutet mir, einen Platz zu suchen und bringt mir alsbald mein Essen. Da kein Besteck dazu kommt nehme ich an, dass man mit den Händen isst und frage ihn nach "tischiu", phonetisch geschrieben, in meiner Erinnerung Swahili, und es klappt, er hat begriffen und bringt mir Servietten. Beim Bezahlen wird es etwas schwieriger, die zwei Frauen, die sich zu mir gesetzt haben, helfen, 750 Kyat meinen sie, koste es. Aha, sie sprächen Englisch, sage ich, sie darauf, ob ich allein? Ja, allein, sage ich, worauf die beiden zusammen tuscheln und kichern. Als ich frage, ob das für sie komisch sei, wollen sie nicht mehr so recht Englisch verstehen.