Samstag, 5. November 2016














31. Oktober 2016

"For man who have something to say but nothing to declare" hängt riesig als Werbeplakat im Flughafen Zürich. Werbung für eine Luxus-Uhrenmarke. Ich fühle mich nicht davon angesprochen und nehme den Eingang "Economy". Vor mir ein jüngeres asiatisches Paar. Die weissen Unisex-Polsterjacken mit der Aufschrift "Top of Europe" fallen mir auf. Dass das schwarze Minijupe der Frau mit winzigen weissen Schweizerkreuzen bedruckt ist, sehe ich erst später. Zu den Gates geht es nun quer durch den Duty Free Market - wie überall auf der Welt unterdessen - shopping, das bleibt einem auch hier nicht erspart. 
12.2kg Gepäck zeigt die Waage an, nicht schlecht, ich dürfte 30kg mitnehmen und bin etwas stolz. 12.2kg für drei Monate plus diesmal sehr wenig Handgepäck. Mobil bleiben. Alles ist leichter geworden, erstmals reise ich nun auch mit i-pad statt Labtop. Immerhin leiste ich mir eine Tastatur dazu. Statt viele Bücher, ein "Tolino", einzig der Reiseführer ist noch in Buchform. Kleider wenige, die Tropen, hoffentlich wird es im Hochland nicht allzu kühl.
Nun durch die Passkontrolle. Tansania, unzählige Male, verschiedene Geldüberweisungen nach Sansibar, auch auf eine Bank, die von den Amerikanern als Terrorunterstützerin bezeichnet wird - in Afrika operiert die FBME mit russischen Besitzern auch zwei Jahre später noch. Und nun zweimal Doha, einmal mit einem Tag Aufenthalt im Emirat. Wir sind durchsichtig geworden, mein Pass wird eingescannt. Und diesmal mindestens, scheine ich noch keinen Argwohn zu erregen.

Vor dem Abflug dann kurz noch ein Birchermüesli im "Deli" Restaurant auf dem Gate E. Keine Fusion Kitchen, nur global. Dafür nervt "Pages", das neue Schreibprogramm, das mich gleich wie Word dauernd autokorrigieren will. Obwohl es keine Ahnung hat von meinen Wortkreationen. Nun  muss ich einsteigen.
Am Eingang schiebt eine lethargisch-depressive gänzlich abgemagerte Asiatin mein Ticket in die Kontrollmaschine, "Die Vegetarierin" lässt grüssen. Im Flugzeug werde ich von unverschleierten Stewardessen empfangen. Alles Asiatinnen, welche Einheimischen arbeiten schon in den Emiraten? Auch die Fluggäste stammen eher aus dem Fernen als aus dem Nahen Osten, Anschluss nach Bangkok und Mumbai. Hinter mir singt ein Mann leise. Das tönt nach Inder oder Tamile, ein Ankämpfen gegen die Flugangst? Ich suche die Taste "speichern" doch wahrscheinlich wurde auch die wegrationalisiert. Mit etwas Verlustangst im Kopf klappe ich vor dem Abflug mein i-pad zu.

Die "safety instructions" im modernen Dreamliner von Boeinge sind die witzigsten, die ich je in einem Flugzeug gesehen habe. Ein Fussballmatch. Die Bilder kollidieren andauernd mit den Anweisungen, "Handy ausschalten" wird dem Fussballspieler mitten im Spiel kommuniziert. Brav stoppt er und schaltet sein Handy aus und die Fans nerven sich fürchterlich. Das "drop the oxygen mask"  fällt zusammen mit dem hysterischen Kreischen weiblicher Fussballfans, überhaupt wird das weibliche Personal recht sexy und andauernd zweideutig gezeigt. Erstaunlich für die Fluggesellschaft eines streng islamischen Landes. Alkohol gibt es übrigens auch, wobei ich den Rotwein nicht empfehlen kann.
DIe Wolken sind rasch durchbrochen, der Nebel hängt tief und alsbald blendende Helle. Doch rasch wird es merkwürdig dunkel, die Scheiben gleichen einer selbsteinfärbenden Sonnenbrille. Erst meint man unter Wasser zu fliegen - bläulich wie in einem Aquarium ist es hinter den Fenstern, richtig gruslig - und kurz darauf durch die Nacht. Mir gefällt das gar nicht, dieses Schummerlicht, so sehe ich nichts von der Landschaft. Bis ich einen Knopf unter meinem Fenster entdecke, mit dem sich die Helligkeit regulieren lässt und alsbald wird es bei mir wieder Licht. Der Flugzeugrumpf hingegen bleibt weiterhin im Dämmerlicht. Rosarote Beleuchtung ergänzt die purpurviolette Polsterung, was den meisten Fluggästen recht zu sein scheint, denn entweder beschäftigen sie sich mit der Unterhaltungselektronik, oder sie dämmern vor sich hin. - Wie meine junge schweizerische Sitznachbarin. Sie scheint mir etwas gestresst zu sein. Flugangst? Oder geht sie einen Scheich heiraten? Ich kenne dieses Gefühl......... Geschichten kann man sich ausdenken. Szeged in den "flight informations" und Rindsragout auf meinem Teller, allerdings ohne Sauerkraut und mit Senf gewürzt. Aleppo direkt auf der Flugroute, ich nehme an, der Pilot weiss, was er tut. Und alles Essen von Swiss Gates, das nun den Chinesen gehört, nachdem es den Arabern gehört hat. Meine Sitznachbarin langt hungrig zu, Flugangst kann es also nicht sein, es muss der Scheich.....,  doch leider kann ich sie nicht fragen. Direkt nach dem Einsteigen stülpt sie ihre Kopfhöhrer über und starrt seither gebannt auf den Bildschirm. Auf dem Arm unserer extrem höflichen asiatischen Bedienung entdecke ich ein grosses blassgrünliches vollmondförmiges Muttermal. Über Ankara - die Türkei liegt unter Wolken - weicht das Flugzeug deutlich vom geplanten Kurs ab und fliegt über den Iran.

Um 17:30 Ortszeit Landung in Doha, hier ist es bereits tiefe Nacht. Die Flugzeugscheiben beschlagen sofort, 29 Grad meint der Pilot, doch hier im vollklimatisierten Flughafen spürt man nichts davon. Nicht riesig, habe ich das Gefühl, doch schöne moderne Architektur, gediegen elegant, nicht protzig, das habe ich mir anders vorgestellt. Wie im Flugzeug wenige Verschleierte, dafür etliche weiss gewandete und mit Turban behutete Wüstenscheichs.  Riesige moderne Kunstwerke in der Wartehalle, die von uns westlichen Touristen eifrig fotografiert werden und Cola gibt es nicht, aber Pepsi. Ist Pepsi weniger Amerika? Shops aller Luxusmarken in der grossen Halle, auch den der bereits erwähnten Luxusuhr. Hier wird mit einem Basejumper geworben. Der Spruch: "Don,t crack under pressure." -  "Pages" nervt wirklich. Das erkennt nicht einmal die englischen Wörter.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen