Montag, 14. November 2016

4.11.2016, Mandalay




Heute morgen beschliesse ich, zu Fuss den grossen Markt und die nächstgelegene Tempelanlage zu besuchen. Um zehn Uhr morgens ist es noch passabel kühl und die Gassen sind ebenso verstopft wie gestern. Bereits etwas mutiger kämpfe ich mich durch das Gewimmel. Stoffe, Essen, Plastikwaren, Schuhe, Gemüse und Fleisch, das mir den Appetit danach verdirbt,  Süsswasserfische ebenfalls. Die  Tempelanlage finde ich leicht, eine grosse vergoldete Stupa erscheint immer wieder zwischen den Häusern. Eine Mauer, ein Tor, die Leute ziehen ihre Schuhe hier aus und ich tue es ihnen gleich, danach geht es recht ähnlich weiter wie draussen. Händler, die Weihrauch verkaufen, das passt hier, aber auch Souvenirs und Kleider sehe ich. Das ganze Areal entpuppt sich als weitläufiges Gelände mit unzähligen Häuschen mit Figuren, meist sitzenden Buddhas. Vieles extrem kitschig, nur ein kleiner alter und zerfallender Teil ist noch auszumachen. Leute sitzen herum, manche schlafen auch, es ist hier angenehm ruhig und unter den Bäumen auch etwas kühler. Ich höre psalmodierende Stimmen. Das tönt ganz ähnlich wie im Islam, eine die vorspricht oder -singt, ein Chor der folgt. Plötzlich rieche ich einen scharfen Benzingeruch und entferrne mich instinktiv. Hinter einem der Tempel steigt eine schwarze Rauchwolke auf, die später nach Weihrauch zu riechen beginnt. Wird hier ein Toter verbrannt? Und die vielen Figuren, meist hinter Gitter gesperrt, auch eine unheimliche Totenszenen, Krähen und gar Geier, die an einem Leichnam fressen, das flösst mir eher Angst als Erleuchtung ein.

Auf dem Rückweg trinke ich meinen ersten Kokosnusssaft, täglich einen, meint Salum, das halte gesund. Der Saft ist sehr gut, die Frucht merkwürdigerweise bereits am auskeimen. Der Preis scheint mir eher hoch, 1000 Kyat, fast gleich viel wie gestern Abend das Essen auf der Gasse, doch dafür stellt mir die Frau auch noch einen Plastikschemel hin, auf dem ich lange ausruhe und der Strassenszene zuschaue, schliesslich schenkt die Frau mir eine Banane. Auf dem Rückweg gehe ich durch das Marktgebäude, einem riesigen, von den Chinesen gesponserten Betonbau, das den hundert jährigen früheren Markt ersetzt. An einen Ameisenhaufen erinnert mich das Innere, angenehme Gerüche neben für mich unerträglichen, und mitten im Gewimmel zwei Frauen, die auf tiefen Schemeln an einem Tischchen ruhig ihre Mahlzeit einnehmen, Asiaten brauchen viel weniger Distanz als wir.

Nach einer langen Ruhepause in der Frische meines Hotelzimmers gehe ich erst gegen fünf Uhr wieder hinaus. Ich will zu Fuss eine weitere Pagode besuchen, da alles am Morgen bestens geklappt hat. Diesmal finde ich sie nicht, obwohl ich das in Rechtecke aufgeteilte Strassennetz s-förmig durchstreife. Auch bei der  "sky bar", sie wird im Reiseführer für einen Drink in der Dämmerung empfohlen, werde ich nicht fündig. Auf dem Rückweg, es ist schon fast finster, werde ich von einem alten Rikschafahrer auf gar nicht so schlechtem Englisch angesprochen. Wohin er mich führen könne? Ich sage in die "sky bar" und denke, das sage dem sowieso nichts. Doch, "sky bar" das kenne er, essen und trinken könne man da. Ich steige auf das lottrige Gefährt ohne Licht, etwas mulmig ist mir schon, doch der alte Mann fährt sicher durch den dichten Verkehr. Aus der Schweiz sei ich, meint er dann. Verblüfft frage ich, warum er das wisse? Er habe mich bereits am  Vortag gesehen, meint er, was gar nichts erklärt. Nach einer Weile hält er vor einem Gebäude, an dem "sky bar" angeschrieben steht. Leider ist es geschlossen. Ich bin erstaunt, etwas unheimlich wird mir diese Geschichte schon, wie vom Himmel geschickt dieser Mann und trotzdem fühle ich mich sehr wohl auf seinem Gefährt in der finsteren Nacht. Vor dem Mandalay City Hotel gebe ihm 1000 Kyat, etwa einen Dollar. Hocherfreut verschwindet er in der Nacht.



Und 


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