Und die Geschichte hätte auch ganz anders sein können, überlege ich in der Nacht im Bett. Vielleicht hatte der Franzose ja nach dem Streit seinem Freund die Kreditkarte geklaut und war deshalb so zutraulich und meinte, nein, Bargeld, das habe er leider auch nicht. Gerne würde er mir aber das Essen mit der Kreditkarte bezahlen, wenn ich ihm dafür Bargeld geben könne. Wollte er möglichst rasch möglichst viel Geld von dem Konto abheben bevor es gesperrt würde? - Auch eine mögliche Geschichte.
Morgens um 10 bin ich bereits wieder draussen. Einsam ist es, kaum Verkehr und es weht ein frischer Wind. Die Schatten sind noch lang, Dank sei den Hochhäusern, ich beschliesse zu Fuss bis zum Silom Square zu gehen, wo die Architektinnen mir ein schönes altes Haus angegeben haben, das ich besuchen solle. Hinter riesigen Gebäuden verborgen finde ich schliesslich das "Jim Thomson" Haus, eine Anlage von sechs rot bemalten alten Holzhäusern, die der Amerikaner antik gekauft und 1959 auf dem Grundstück neu zusammengestellt aufbauen liess. Umgeben von einer wunderbaren Gartenanlage. Die Führerin - die Gebäude werden rege besucht - meint damals, vor gut 50 Jahren, sei auf dieser Seite des Kanals noch kein anderes Gebäude gestanden. Die Seidenstoffe - dafür war Thomson bekannt und verdiente sein Geld damit - liess er im Quartier auf der anderen Seite des Kanals weben. Unheimlich komfortabel diese schönen Gebäude mit tief heruntergezogenen Dächern und hohen Giebeln, welche die Sonne von den Fensteröffnungen abschirmen und die Luft in den Gebäuden zirkulieren lassen.
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