Ueli hat ein wunderschönes, mit Kokospalmen bestandenes Stück Land am Ende einer malerischen Bucht gekauft, dort wo ein kleiner klarer Flusslauf ins Meer einbiegt, den man bei Ebbe durchqueren kann. Gegenüber liegt ein von schwarzen Felsen durchsetzter pittoresker Strand und gleich dahinter noch ein Rest ursprünglicher Waldvegetation, die hinauf zieht auf die kleinen Hügel. Ueli ist der erste "Fremde", der erste, der Tourismus hier aufbauen will, riesig ist seine Verantwortung.
Er hat zwei verwöhnte ehemalige Strassenhunde, ein paar Angestellte, mit denen er früher in Hotels in Ngapali Beach gearbeitet hat - sie unterstützen ihn bei der Bauleitung - und Helfer aus dem Dorf um sich geschart. Die Köchin kocht wunderbar, viel Gemüse, weniger schwer und würziger, als wir das in Restaurants erhalten, etwas Fisch und Eier. Dies gibt Diskussionen mit weiteren Besuchern, mit Anja und Thomas, vegan in Deutschland und hier Vegetarier, ob das ökologisch vertretbar, denn das Meer ist offensichtlich bereits ausgefischt, selbst Muscheln und Schneckengehäuse sehe ich keine am Strand, Vogelgezwitscher ist selten. Ist Tourismus überhaupt noch ökologisch vertretbar? - Paul, ein Student, der auch hier wohnt und gerade eine Abschlussarbeit über nachhaltigen Tourismus schreibt, passt perfekt in die Runde.
Ich selber mache mir vor allem Gedanken über den sozialen Input, den solch ein Projekt in eine intakte Dorfgemeinschaft bringt. Arbeit, klar, wenn die Fische immer spärlicher werden willkommen. Daneben wird Reis angebaut, Gemüse und Früchte, ab und zu sehe ich ein Schwein und Hühner, in einem der beiden Klöster auch Katzen. Das Dorf wirkt sauber, die Leute freundlich, doch erfahre ich, dass der Bau des zweiten Klosters, das ist schon Jahre her, zu Zwisten geführt haben soll, da seien sogar Leute gestorben. Nun gibt es zwei Klöster. Das alte, wo ein einzelner Mönch wohnt, der sehr ruhig wirkt und eine gute Ausstrahlung auf mich hat. Im neuen Kloster hingegen wohnt ein fetter Mönch vom Typ Parasit. Als wir auf Besuch sind kommt er eben in seinem teuren Auto angefahren, Paul meint, bei ihm würde die Dorfgemeinschaft gerne am Fernseher Fussball schauen, er sei sehr beliebt, auch Mönche sind erfolgreich beliebter. So erhält er die Spenden von rund 95 Haushalten, einzig 5 würden noch zum alten Mönch schauen. Ueli will das alte, neben seinem Grundstück gelegene Kloster unterstützen sobald seine Lodge Gewinn abwirft. Das Holzgebäude ist riesig, es könnte eine Renovation gebrauchen, doch noch durchaus bewohnbar, Essen wird täglich von den Dorfbewohnern gebracht. Was also braucht ein Mönch noch mehr, wenn er nicht an irdischen Dingen verhaftet sein soll?
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