Dienstag, 24. Januar 2017

12.12.2016, Yangon

"Money change at eleven o'clock", ich setze mich in eines dieser Strassenkaffees, dasjenige, das ich gesucht habe finde ich nicht. Was Wunder, ich lasse mich treiben in diesem trägen Strom von Fussgängern und Autos, der sich bedächtig durch die Stadt ergiesst, von dem was ich suche habe ich nichts gefunden, egal, vergessen bereits was gesucht, doch vom Bogyoke Market weiss ich nun, dass er montags geschlossen bleibt. Träge ergeben bin ich, diese Hitze, der Schmutz, die Vergänglichkeit, man kann sich nicht dagegen wehren. Nach einer Stunde herumspazieren bin ich bereits todmüde, vollgesogen von Eindrücken, ich muss mich setzen, "money change" erst um elf.
Im Moment habe ich keine Ahnung wo ich bin, irgendwo Downtown, eine breitere Strasse, Bäume beiderseits, die willkommenen Schatten spenden, ich sitze hinter einer Reihe parkierter Autos, noch nicht auf dem Trottoir, dort ist alles besetzt, in dem schmalen Zwischenraum, alles wird hier genutzt. Winzige Plastikstühle, winzige Plastiktische, grün und rot oder blau.


Kulturell oder intellektuell?
- Über die Stuhlhöhe: die ist kulturell bedingt. In Afrika sitzen die Leute noch sehr häufig am Boden, gerne auch auf winzigen Holzstühlchen. Die gibt es hier ebenfalls, doch lieber etwas höher,  ca. 40cm über dem Boden, meist aus zerschlissenem Plastik und mit Rückenlehne. Wir Leute aus dem Westen jedoch, bevorzugen noch höhere Stühle. Damit wir die Übersicht behalten? Um grösser zu erscheinen, kleine Throne?
- Über die Hygiene. Nein, keine kulturelle Sache, das ist fehlendes Wissen. Im "Okinawa" Guesthouse denkt der Junge, der mich beim Frühstück bedient nicht daran, erst den Vogeldreck vom Tisch zu wischen. Überhaupt scheint die Leute der Schmutz gar nicht zu stören. Ungeniert grübeln sie mit ihren bereits schmutzigen Fingern in ihren Nasenlöchern, wenn sie mit einem sprechen. Ratten flitzen durch die Gassen und auch die vielen streunenden Hunde überleben irgendwie. Sie erscheinen jeweilen in der Abenddämmerung aus ihren Verstecken und lungern in Horden herum. Doch Horrorszenarien erfüllen sich trotzdem nicht, weder Vogelgrippe noch Pest, die grösste Gefahr lauert wohl in den Mücken, Dengue soll hier verbreitet sein. Selbst meine Verdauung, ich gehe abwechselnd in teure Restaurants, abwechselnd esse ich auf der Strasse, schlecht esse ich an beiden Orten, vielleicht habe ich auch Pech gehabt, doch meine Verdauung, die schafft das blendend. Holz anrühren.

In der Bank sind alle Angestellten tätig, rechts dichte Reihen von Beraterinnen hinter Computern, ein Stuhl davor für Besucher. Nur ich habe eben einem Mann, seinem Verhalten nach dem Boss, 200.- Dollar gegeben. Die "exchange rate" ist gut, "a few minutes" meint er, ich sitze nun da, schaue und schreibe, kann das nun bereits in der winzigsten freien Ecke, verschwinde dabei zwischen den Leuten, werde unsichtbar, auf der rechten Hälfte des Raumes junge Männer an Maschinen die Geld zählen, im Hintergrund am Bildschirm ein Musikvideo ohne Ton, Ton der Maschinen und Stimmen. Eine hübsche Frau schiebt mir ein Papier hin, bitte unterschreiben, die Passnummer auch, die könnte ich mir nun wirklich einmal merken. Ich erfinde eine, das hat noch nie jemand bemerkt, wer um Gottes Willen sollte jemals all dieses Papier durchschauen? Leute bringen gebündelte Geldscheine in gebrauchten Mehlsäcken, das Geld hat wenig Wert, ich warte weiter, meine Kyats sind noch nicht gekommen, doch nun werde ich zu den Geldbündlern beordert, mindestens fünf Personen haben sich bisher um mich bemüht, immer freundlich lächelnd, Stempel ebenfalls, viele der Geldzähler tragen einen Gesichtsschutz, macht Geld krank? Nach ungefähr 20 Minuten in der  ACM Bank, ist auch mein Geschäft erledigt.

In einer Gasse werden Teppiche und Türvorleger verkauft. Mir kommt dieses witzige Modell mit den Fussabdrücken vom Buddha in den Sinn, roter Grund und grüne Füsse, hier finde ich auch ein Modell mit knallblauen. Der Laden gehört Muslimen, die Bärte verraten es und Gebetsteppiche verkaufen sie auch. Ich frage: Warum denn Buddha, einfach Geschäft? Ja, Geschäft, meint mein Gegenüber, der Rest scheint ihn nicht zu kümmern.
Die Religionen. Nach meinem Reiseführer sind über 90% der Burmesen Buddhisten, das Bindemittel zwischen den diversen Ethnien sei die Religion. Von meiner Wahrnehmung her ist das anders. Viele Moscheen, Hindutempel und Kirchen. Die übrigen Religionen müssen sich überdimensional bemerkbar machen - mindestens wenn die offiziellen Zahlen stimmen.


Nun bin ich zuoberst in einem bereits etwas abgelebten Hochaus, dem "Asia Plaza", die Aussicht ist gut, draussen ist es mir zu heiss, ich verziehe mich in den um diese Zeit vereinsamten kühlen Speisesaal

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