Samstag, 28. Januar 2017

31.12.2016, Bangkok



Am Morgen bin ich noch mit Steve die Brücke vom Kwai anschauen gegangen. - Ich beschliesse, mir den Film gleichen Namens heute Abend im teuren Hotel in Bangkok anzuschauen, das scheint mir ein gutes Ende des für mich zwar angenehmen, aber vielleicht für die Weltgeschichte eher bedenklichen Jahres 2016 zu sein.

Im Busbahnhof von Kanchanburi strahlt mich ein Mädchen an, deutet auf meinen Longy und meine Tasche. Ich sehe, dass sie ein weiss bemaltes Gesicht hat, sie muss aus Myanmar stammen und sofort eine "Schwester" in mir erkannt haben.
Die Zugfahrt auf dem "Death Railway" später ist sehr zivilisiert, Abfahrt zwar mit einer Stunde Verspätung, doch es sind Feiertage, die vielen Ausflügler, die Eisenbahnstrecke in die Berge wird nur noch zu touristischen Zwecken befahren. Ich sitze nicht in einem historischen Abteil, sondern in einer Art Vorortswagon, orange Plastiksitze, viel Platz für stehende Passagiere, die es zum Glück heute nicht gibt. Die Wagen haben kein Fensterglas und beim Anfahren und Anhalten rumpelt es stark, wenn die einzelnen Wagen ungebremst ineinander stossen. Und jetzt gerade dringt ziemlich unangenehm der Geruch von Kunstdünger durch die Fensteröffnungen, die Ebene Richtung Bangkok wird intensiv landwirtschaftlich genutzt.



Immer noch hängen überall Poster von Bhumibol, die vergessen den König nicht so leicht, die zwei Architektinnen, die ich auf dem Bahnhof von Kanchanburi beim Warten kennen gelernt habe meinen, die Neujahrsfeiern seien  abgesagt worden, aber ich könne heute Abend beim Königspalast zuschauen gehen, wie die ganze Nacht hindurch gebetet werde. Die Frauen aus Bangkok geben mir ein paar Tipps für ihre Stadt, die Zeit vergeht rasch, beide arbeiten im Immobilienhandel und nicht als Architektinnen, der Verdienst sei besser dort.
Im Zug wirft niemand Abfälle zum Fenster hinaus, eine angenehme Nebenerscheinung des Fortschritts, und eben geht einer der Kondukteure mit Desinfektionsmitteln die Toiletten reinigen.

Als ich von meinem recht kurzen Ausflug in die Stadt um elf Uhr abends zurück kehre, treffe ich im "Silome Serena" Hotel vier junge Schweizer in der Eingangshalle, bereit für den Ausgang und aufgekratzt. Ich habe zu wenig Geld eingepackt, mit 250 Bath - ich kenne mich im Wert des Geldes hier überhaupt nicht aus - kommt man in diesem Quartier von Bangkok nicht weit, Rückkehr deshalb vor Mitternacht, ich bediene mich in der Minibar.

Bekanntschaft gemacht habe ich vorher mit einem jungen Franzosen, um die 30ig würde ich schätzen, und schwul. Er hat sich eben mit seinem Partner zerstritten, seit 10 Jahren sei man zusammen, er hat das Bedürfnis zu sprechen. Ich will ihn trösten und meine, ganze 10 Jahre, das hätte ich in meinen 60ig Jährchen noch nie geschafft und ja, ein etwas dummer Moment vier Stunden vor Mitternacht an Silvester. Mathematiklehrer aus Marseille sei er, Zwischenhalt auf dem Weg nach Bali. Er findet, nein 60ig, das hätte er mir nie gegeben. In der Nacht, denke ich, und sage, das liege wohl eher am Verhalten. Zum Abschied bedankt er sich überschwänglich und gibt mir à la française drei Küsse. Eine letzte gute Tat, scheint mir, die kann ich noch im alten Jahr abbuchen

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