Dienstag, 24. Januar 2017

5.12.2016, Ngapali Beach

Viele Geräusche diese Nacht, ein Geraschel, die Maus wohl, die ich am Abend gesehen habe, zwischendurch fällt eine Nuss oder sonst etwas mit einen lauten "Plom" auf das Blechdach, meine Nachbarn aus Düsseldorf erklären sich noch den vergangenen Tag, etwas später dann von einem Zimmer weiter ein Schnarchen, der Schlaf diese Nacht war leicht.
Frühmorgens mache ich mich nochmals auf einen Spaziergang südwärts, diesmal ohne Wertsachen. Bereits nach rund 10 Minuten quere ich einen kleinen Fluss, eine letzte Touristenburg dann, hinter Mauern und Pflanzen versteckt, der Strand säuberlich gerecht und mit Sandsäcken abgetrennt, ein Wächter steht dort und sagt "Mingalaba", guten Tag. Darauf wird es rapide schmutziger, ich ziehe meine Schuhe an, Fischköpfe, Gedärme, Abfall und Kot, man muss aufpassen, wo man hintritt. Sehr geschäftig dann auch, die Fischerbote sind vom Nachtfang zurück, schwere Körbe werden an Bambusstangen aus den Schiffen getragen, die Ladung wird auf Plastikblachen geleert und von Frauen in winzige und sehr kleine Fische aussortiert, das deutet auf eine Überfischung der Bestände hin. Und gleich geht es weiter mit der Verarbeitungskette. Frauen schichten Stroh über den Abfall und legen ein feines blaues Gewebe darüber. Darauf kommen die aussortierten Fischchen. Die wenigen grösseren Fische werden filetiert und auf Bambusgerüsten ausgelegt.

Am Ende der Bucht folgen scharfe schwarze Felsen, es wird mir zu mühsam weiter zu gehen, ein kleines Mädchen mit weiss geschminktem Gesicht kommt zu mir, noch weissere Vollmonde je auf den Backen, ein paar winzigen Müschelchen in der Hand. Ein Tauschgeschäft denke ich schon, das will Geld, doch das Kind streckt mir die Müschelchen hin und meint "you take". Die erwachsene Bevölkerung ignoriert mich entweder, alle sind beschäftigt, oder schaut mich eher feindselig an. Später, die Sonne steht bereits hoch und sticht, begegne ich einem französischen Ehepaar mit Führer. Sightseeingtour im Elendsquartier..


"Mit Demokratie kommst du nie weiter", höre ich auf Hochdeutsch am Nebentisch, draussen tutet mein Bus. "Higer Hero", wahrscheinlich "higher Hero" gemeint, heisst der, eigentlich habe ich einen anderen bestellt. Klima tiefgekühlt, Treibstoff wird verbrannt und Decken verteilt. Immerhin. Die zwei Mönche, die in Thandwe zusteigen kriegen die Frontplätze, Mönche kriegen immer die besten Plätze, ich musste meinen Frontsitz auch schon mit einem Mönch teilen, das könnte gut für mein Karma sein. Vom Empfangsmann werde ich genau an die Platznummer geleitet, ja nicht vorher absitzen, sonst wird geschimpft, doch gleich danach setze ich mich dorthin, wo ich will und das ist dem Kontrolleur dann egal. Genau so, wie es die übrigen Einheimischen machen. Einzig wenn ich auf den Platz eines anderen Touristen sitze wird es heikel, denn der wird auf seiner Sitznummer beharren. In Thandwe wird der Bus dann doch noch voll, praktisch nur Einheimische, die lassen mir meinen Sitz, generell sind sowieso nicht die Fensterplätze beliebt, sondern die Plätze möglichst weit vorne. Aus den Lautsprechern weiterhin eindämmernder Buddhismussingsang vermischt mit dem häufigen Hupen des Fahrers und dem Brummen der Tiefkühlanlage. 15:02, nun sollten wir eigentlich abfahren, im allgemeinen lieber zu früh, damit muss man hier rechnen, ebenso mit dem Gegenteil.

Start mit 10 Minuten Verspätung, nach 10 weiteren bereits wieder Stopp, Kontrollposten, alle müssen aussteigen, ausser die Touristen, von denen haben sie bereits die Passangaben - und vielleicht wollen sie auch nicht so erscheinen - die drei Männer zuhinterst im Bus, die nicht aussteigen, werden eher unsanft von einem Polizisten heraus geholt. Doch der Bus füllt sich rasch wieder, das scheint ein normaler Vorgang zu sein.
Programmwechsel nach der Kontrolle, nun werden Musikvideos gezeigt. Die Frau neben mir schläft sofort ein und braucht dabei unangenehm viel Platz, die festen Schenkel klaffen entspannt auseinander. Wir stoppen und laden Pakete auf, weitere Passagiere immer wieder, manchmal stoppen wir, weil der Fahrer mit jemandem spricht, manchmal weiss ich auch nicht warum. Ein weiterer Stopp, es ist bereits praktisch Nacht, die Frau neben mir meinte "Toilette" und rückt zur Seite, ich drücke mich in den Gang, Körperkontakt scheint sie wirklich nicht zu stören. Eine Kurve mitten im Grün, Männer und Frauen kauern sich hin. Manche Männer sitzen enorm lange, wohl auch grosse Geschäfte, überhaupt sitzen fast alle, pinkeln asiatische Männer denn nicht im Stehen?
Die Ankunft ist auf halb sieben angesagt, der Buschauffeur meint auf meine Frage nach einigem Überlegen, um 19 Uhr kämen wir an. Was dann auch stimmt, praktisch auf die Minute genau, Nachtessen für die Passagiere, auf mich wartet bereits der Ueli im Restaurant.

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