Montag, 23. Januar 2017

1.12.2016, Bagan

Bagan ist anders, als ich mir das vorgestellt habe, grüner, ländlicher auch. Wohl gibt es in Nyaung U, dem nördlichsten Teil, wo die Schiffe anlegen und wo wir wohnen, eine Strasse mit Restaurants und Souvenirläden und am Abend massenhaft Touristen, und entlang der Hauptstrassen verteilt Hotels, doch bereits die Strassen dahinter sind ungeteert und holperig und je nach Quartier von armseligen Hütten  oder auch neu gebauten massiven und teils stattlichen Häusern gesäumt. Offensichtlich haben es einige Burmesen geschafft.
Heute Abend gehen wir in eine Pizzeria, in der man den befeuerten Backofen von der Strasse aus sieht. Ein sehr junger Mann scheint der Besitzer oder Manager zu sein. Neugierig wie ich bin, eine neue Auswanderergeschichte zu hören, sprechen ich ihn an. Schweizer sei er, Romand. Und nein, nicht der Besitzer, sondern dessen Neffe. Sein Onkel habe vor dreieinhalb Jahren mit seiner italienischen Frau diese Pizzeria eröffnet. Er sei nur für eine Weile hier um neue Erfahrungen zu sammeln. Ja schon, die meisten Geschäfte seien in burmesischen Händen, doch in letzter Zeit würden es auch immer mehr Europäer hier versuchen. Nein, die Sprache, die spreche er nicht, viel zu kompliziert. Etwa 50 Schriftzeichen und die ähnelten sich derartig, kaum zu unterscheiden. Und einige seien Konsonanten und Vokale, andere wiederum Silben, alles bunt gemischt.


Am zweiten Tag besuchen wir mit einer Pferdekutsche verschiedene Tempel und ein Teakholzkloster Richtung Alt-Bagan, der eigentlichen Ruinenstadt. Die Kutsche und ihr Fahrer bewähren sich, das Gefährt ist langsam genug, dass man Zeit hat die Umgebung anzuschauen und die Kutsche ist schmal genug, dass man überall durchkommt. Der Fahrer spricht ordentlich Englisch und lacht viel und verschwindet um vier Uhr bei einer Pagode und meint, bis halb sechs, sein Pferd müsse nun essen - ich glaube, er meinte sich selber.


Heiligtümer gibt es hier tausende, über eine riesige Fläche zerstreut, nur die wichtigsten werden beschrieben, die Archäologen beschäftigen sich schon seit langer Zeit mit der Gegend. Auch hier das Problem, dass diese historischen Stätten gleichzeitig Kultstätten der Buddhisten sind und die lieben es glitzernd und golden, während westliche Besucher sanft renovierte Ruinen möchten. Der königliche Palast wurde gleich neben dem alten - zugegeben,  der ist viel weniger spektakulär, nur noch Grundmauern - ganz aus Beton nachgebaut, was Bagan eine Rüge der UNESCO einbrachte. Wie ein Fremdkörper wirkt dieser Riesenpalast mit pagodenartig übereinander geschichteten Dächern. Den beanstandeten Aussichtsturm hingegen finde ich gar nicht so schlecht. Offensichtlich modern, jedoch in Anlehnung an die alte Formensprache und mit seiner rötlichen Farbe gut zu den nun meist offen liegenden Backsteinmauern der Tempel passend.


Von den besuchten Heiligtümern gefällt mir vor allem der Ananda-Tempel mit seinen vier in alle Himmelsrichtungen blickenden 10m hohen vergoldeten Buddhas im Zentrum. Die haben eine Schönheit, wie man sie bei all den neuen und uniformen Buddhas, die immer noch geschaffen werden, nicht mehr sieht. Beeindruckend auch das Dämmerlicht in den Gängen, diese Gebäude sind sehr massiv gebaut.


In der Mtilomilo Pagode führt mich ein Mädchen zu einem Aussichtspunkt auf einer benachbarten Pagode, ein Verkaufstrick natürlich, doch mir ist das Mädchen sympathisch und so kaufe ich vom Stand seiner Schwester zwei Lackdosen, eine Spezialität in Bagan. Um Schmuck zu versorgen meint das Mädchen. Ich erkenne den Nutzen der Dose sofort: Ein Aschenbecher mit Deckel, wunderschön ockerfarbene Motive auf schwarzem Lack.



Wir besuchen weitere Tempel, es bleibt mir nicht alles, ausser dass man gerade beim Thabbinyiu-Tempel von all dem, was besichtigt werden könnte fast nichts sieht, denn das meiste ist abgesperrt, der zweite Stock gar nicht zugänglich und der untere reizlos. Überhaupt wird im Moment praktisch überall gleichzeitig renoviert, die verschiedenen Gönner, NGO's, auch Regierungen, Indien soll ebenfalls das Geld für eine Pagode bereit gestellt haben, Neuseeland ist mit dabei, so sind praktisch alle Spitzen von Stupas und Pagoden mit Bambusgerüsten eingekleidet und Arbeiter renovieren und kleben Goldplättchen auf, denn vergoldete Spitzen sollen das Symbol für Buddha zu sein. - Zwischen den Begriffen Pagoda und Stupa zu unterscheiden, das habe ich längst aufgegeben, alle definieren das wieder anders, heilige Stätten der Buddhisten, das reicht mir.

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