Freitag, 27. Januar 2017

24.12.2016; Mawlamyine

Heute viel geschrieben, mails erledigt, nun sitze ich nach Sonnenuntergang auf einer Terrasse am Fluss. Ziemlich leer, keine Touristen, der Himmel ist rot und die Dunkelheit legt bereits ihren gnädigen Mantel über den Abfall. Ich trinke ein Bier und niesse.

Dann gehe ich der Strandroad entlang, es ist nun bereits stockdunkel, in Myanmar verhalte ich mich häufig gegen meinen Instinkt weil alle sagen, wie sicher es sei, immer weiter, einsamer wird es, nur noch Lagerhäuser, der Uringeruch nimmt zu. In einem anderen Land wäre ich schon längstens umgekehrt, doch erst jetzt siegt mein Bauchgefühl über den Kopf. Sobald es etwas belebter wird halte ich in einem Restaurant an, "South Indian Kitchen" ist angeschrieben, ich bestelle ein vegetarisches Biryani. Der Reis sieht ähnlich aus wie in Sansibar, mit vereinzelt orange eingefärbten Körnern, der Geschmack ist ohne die gerösteten Zwiebeln jedoch nicht sehr interessant. Dafür munden mir die drei dazu gereichten Gemüse, grüne Bohnen, ein Kartoffelgericht und eines mit Blumenkohl, umso mehr. Rohe Zwiebeln werden dazu gereicht, frische Minze und ein Süppchen mit Linsen und eine Art Fladenbrot. Alles wunderbar gekocht und kostet zusammen nicht einmal zwei Franken.
Anschliessend will ich schauen gehen, was am Weihnachtsabend in den Kirchen passiert. Das ist rasch gesagt: Die Baptistenkirche ist geschlossen, in einem offenen Gebäude daneben werden Lieder gesungen, die für mich aber nicht besonders weihnächtlich klingen, die grosse Katholische Kirche ist offen und bekränzt, fünf Jugendliche sitzen herum, passieren tut nichts, eine weitere kleine Kapelle ist zwar beleuchtet aber abgeschlossen. - Umso mehr regt sich zur gleichen Zeit im buddhistischen Tempel.


Der Dokumentarfilm, den ich gestern Abend gesehen habe, kommt mir in den Sinn: das Christentum sterbe im Nahen Osten aus, obwohl seine Wiege in Palästina sei. Benachteiligt, vertrieben oder gar ermordet, es gebe keine Zukunft für die Christen dort. Hier wirken die vielen Kirchen zwar gepflegt, man wahrt den Schein, die werden sicherlich aus dem Westen finanziert, doch die Religion - kaum wegen Verfolgung - scheint nicht mehr attraktiv zu sein. Anders der Islam. Den Muezzin hört man zum Gebet rufen, diskreter zwar als das Psalmodieren der Buddhisten, doch gehen Männer in die Moschee und es hat verschleierte Frauen.

Spät ist es noch nicht als ich zurück ins Hotel komme, ein  Abend vor dem Fernseher scheint mir passend. Mit schlechten oder christlichen Nachrichten. Oder schlechten christlichen. Weihnachtsabend in Mawlamyine, Mon State, Insekten spazieren über mein pad

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