Montag, 23. Januar 2017

4.12.2016, Ngapali Beach

Warten in der kleinen Abflughalle frühmorgens, unsere Zeit in Bagan ist vorbei. Aus ankommenden Flugzeugen strömen Reisegruppen hervor, neben westlichen Besuchern eine japanische Rentnergruppe, was nicht viel anders aussieht, ausser dass sich die Teilnehmer folgsam von der Reiseleiterin herumkommandieren lassen und sich auf den angezeigten Sitzplatz setzen, bis sie von einem Bus abgeholt werden. Ich sitze mitten in solch einer Stuhlreihe und störe das Gefüge etwas, da sich niemand so recht neben mich zu setzen getraut.



Der Flug ist schön und problemlos, wir haben keinen Direktflug mehr bekommen und machen so einen Umweg über den Inle See. Das Land ist weit dichter besiedelt, als ich mir das vorgestellt habe, praktisch keine grösseren unberührten Waldstücke mehr, am ehesten noch in dem Gebirge, das wir am Schluss überfliegen Richtung Rhakine State. Von den vielen Dörfern leuchten all diese neuen Aluminiumdächer herauf, die nun die natürlichen Bedachungen verdrängen. Beim Überflug des Ayeyawady sehe ich die vielen Transportplattformen mit Gütern, wie träge Maden sehen sie aus. Auffällig finde ich ebenfalls, dass die Stassen in den Gebirgen meist direkt den Kreten entlang führen. Die Berge sind stark von der Erosion geformt, die Gewässer tief und zerfurcht eingeschnitten. Dann plötzlich die Meldung "bereit machen für die Landung", rings herum immer noch Gebirge. Schliesslich am Horizont ein müdes graues Meer, das mit dem bewölkten Himmel verschwimmt. Mit geringer Höhe fliegen wir einen Bogen aufs Meer hinaus. Zum Glück habe ich bereits gesehen, dass die Landepiste etwas nördlicher senkrecht zum Meer und direkt an dieses angrenzend liegt. Nur etwa 20m nach der Wasserlinie landen wir sanft auf der Piste. Thandwe soll ein gefürchteter Flughafen sein, denn die Piste endet nach kurzer Distanz direkt an einem Felsen,


Fahrt in die Ngapali Beach, ich lasse mich zu der "Laguna Beach" Lodge bringen, der Ueli hat mir diesen Ort empfohlen. Freakig der erste Eindruck, ein schön bepflanzter Garten mit Hängematten und zerstreut Tischen. Das Zimmer zwar individuell, aber schmuddelig und lieblos gestaltet, ich finde es mit fast 50 Dollar zu teuer.
Ich gehe ins Meer, es ist sauber und von einer angenehen Frische. Anschliessend spaziere ich dem Strand entlang nordwärts, erbärmlich, was ich da sehe, Retortenhäuschen für Touristen, immer gleich oder praktisch gleich,  bereits sind neue im Bau, Myanmars Tourismusindustrie explodiert. Liegestuhlreihen am Strand, je zwei unter einem Palmblattschirm, alles schön geordnet, die Gäste sind entweder Rentner oder Honeymooner, das mag die Jahreszeit sein. Eine merkwürdige Mischung. Fühlen die sich wohl wohl?
Nach dem Stranderlebnis will ich die Rückseite erkunden und gehe zur Strasse, die hinter den Hotels vorbeiführt. Lärmender Verkehr und verschiedene einheimische Restaurants, alle bieten Seafood an. Oder Souvenirs.



Im späteren Nachmittag gehe ich in entgegengesetzter Richtung dem Strand entlang, landschaftlich gesehen ist die Ngapali Beach wirklich sehr schön. Die Hotels hören bald einmal auf, bunte Fischerboote mit wehenden Wimpeln, weiter südwärts, dort steht eine Stupa im Wasser, kommt man dort wohl bei Ebbe trockenen Fusses hin? Runde schwarze Felsbrocken vermehrt in den Fluten, der Strand wird immer schmutziger, mit Abfall übersät, von Ankern durchsetzt, ich bemerke, dass ich nun als Touristin ganz alleine bin. Ausser mir nur noch Fischer. Plötzlich sagt mir mein Bauchgefühl "umkehren". Sind das Erfahrungen aus Sansibar? Alleine zwar nicht, aber ohne Touristen, da kann es am Strand gefährlich sein.
Zurück bis zu den flachen schwarzen Felsen, die ins Meer hinaus ragen, eine Plattform mit Restaurant steht darauf, sogar Bäume und Blumenrabatten, ich warte hier auf den Sonnenuntergang. Nördlich die Touristenbucht mit den Hotels, südlich die Fischer, die langsam zu ihren Boten hinaus strömen, die Fischer, die wie überall auf der Welt des Abends aufs Meer auslaufen für eine lange und kalte Nacht, diese Leute, die noch nicht zum Tourismus konvertiert sind.

Schwersinnige Gedanken über Sinn und Unsinn des Tourismus. Schweizerdeutsch, Russisch und was weiss ich nicht alles höre ich auf der Strasse draussen, dazwischen schützende Pflanzen, ich sitze nun in einem kleinen Restaurant. Tourismus müsste zur Begegnung zwischen den Kulturen führen finde ich. Oder reicht es, dass jemand davon profitiert? Hier in der Ngapali Beach sind das in der zweiten Reihe, entlang der Strasse kleine Restaurants von Einheimischen, im Reiseführer als äusserst günstig und gut beschrieben - wenn man auf den Blick auf das Meer verzichten kann, auf die Lichter der Sardinenfischer im Moment. In der ersten Reihe grosse Hotels, die internationalen Gesellschaften gehören, doch in der zweiten Reihe die Kleinen, also profitieren auch sie. Ein wenig.
Und betreffend der Begegnung der Kulturen: Ich weiss nicht.

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