Dienstag, 17. Januar 2017

11.11.2016, Hsipa


Mr.Charles sei kein Amerikaner, nein, ein Einheimischer, der die anglikanische Missionsschule besucht habe und offensichtlich erfolgreich war, denn in Hsipaw scheint praktisch alles der Familie von Mr.Charles zu gehören.


Um halb acht brechen wir auf, wir sind sieben Personen, zwei Führer und das Wetter meint es gut mit uns. Kein Regen in der Nacht, bedeckt ist es, ideales Wanderwetter. Wir verlassen das Dorf auf kleinen Pfaden durch die Reisfelder und steigen schon bald auf oft rutschigem, in flachen Strecken schlammigem Boden auf eine Geländeterrasse hinauf. Selbst einen kurzen Durchstieg durch ein Felsband gibt es, doch da alles dicht bewachsen ist, wird mir nicht schwindlig. Die Gruppe marschiert rasch und die Guides wissen viel über die angebauten Pflanzen zu berichten. Sie leiern nicht einfach ihr auswendig gelerntes Programm ab, man kann ihnen Fragen stellen. Nach zwei Stunden gibt es den ersten Stop in einem Dorf der Shan, der wichtigsten Ethnie im Shan State, heisser Grüntee und getrocknete Bananensteifen werden serviert. Die Bewohner wirken etwas reserviert, doch der Guide meint, die seien eben scheu. Weiter geht es und wird immer steiler, wir wollen offensichtlich doch die Bergspitzen erklimmen, die am Morgen noch in den Wolken lagen. Es wird anstrengend, man schwitzt wie verrückt und nach weiteren zwei Stunden ein Rast in dem steilen Hang bei einer Hütte, die offensichtlich extra zur Verpflegung der Wanderer errichtet wurde. Wieder wird uns heisser Tee, dazu Wassermelonenstücke und ein grüner Tomatensalat mit Erdnüssen serviert.
Dann nochmals eine Stunde schweisstreibend aufwärts bis wir ein Dorf der Palaung, einer kleinen Ethnie, die zerstreut in den Bergen wohnt, erreichen. Ein schönes Holzkloster steht am Dorfeingang gerade hinter dem Banyan-Baum, bei dem die Naturgeister geehrt werden.  Jedes Dorf habe sein Kloster, meint der Guide. Manchmal würden die Mönche eine Weile nach Mandalay ziehen, um sich Bildung zu erwerben, doch anschliessend kämen sie zurück. Darauf betreten wir ein Dorfhaus. Hier ist auch der Übernachtungsort für mehrtägige Touren. Wir essen sehr gut, Reis mit verschiedenen Gemüsen wird gereicht, am auffälligsten sind die fein geschnittenen rohen grünen Bohnen als eine Art Salat. Der Empfang ist herzlich und wir kriegen einen Einblick in die Art, wie die Leute hier wohnen, denn der Raum im Erdgeschoss wird auch als Schlafraum genutzt. In einer Ecke steht eine etwa 2x2m grosse und 40 cm hohe Holzplattform, Decken sind am Rand gestapelt, ein Bett für die ganze Familie. Daneben eine Art Holzschrank mit Glastüren, hinter denen man die Kleider und weitere Habe der Bewohner aufgeschichtet sieht. Praktisch eigentlich, so hat man immer den Überblick was wo gelagert wird, etwas, das ich mit dem Älter- und Zerstreuterwerden vielleicht kopieren sollte. Für die Touristen ist im oberen Stock ein Schlafraum erstellt worden und neue gemauerte Toiletten - sogar mit einem Waschraum - wurden ausserhalb des Gebäudes erstellt.
Nach dem Essen gehen wir durch Teeplantagen nochmals steil bergauf bis zu einem perfekten Aussichtspunkt auf das Dorf und die umgebenden Berge. Schliesslich noch ein Rundgang durch das Dorf, recht gross ist es, 700 Einwohner, mir fallen vor allem die geräumigen hölzernen Langhäuser auf Stelzen auf, die von ganzen Sippen bewohnt werden. Anschliessend besuchen wir einen Ort wo der Tee verarbeitet wird. Aus den besten Blättern wird Grüntee gemacht, die minderen werden fermentiert. Nein, nicht zu Schwarztee verarbeitet, das werde in grossen Fabriken gemacht. Die erst kurz gekochten, dann gewalkten Blätter - der Grüntee wird anschliessend nur noch getrocknet - werden in Bottichen eingelegt und gepresst und dort 3 Monate belassen. So wird etwas wie Sauerkraut daraus.
Müde von dem erlebnisreichen Tag erfahren wir, dass wir rund 17km gelaufen sind und 750m hoch gestiegen, keine schlechte Leistung bei dem Klima. Nun gilt es, die glitschigen Wege hinunter zu kommen und dazu werden wir hinten auf Motorräder gesetzt. DIe fast 1-stündige Fahrt gehört für mich dann eher zu den unangenehmen Sachen. Steil holpert und rutscht es, man muss wirklich enormes Vertrauen in seinen Fahrer haben. Bei meinem jungen Chauffeur frage ich mich, ob er wirklich Englisch versteht, denn  er sagt "yes", wenn ich ihm sage, "bitte langsamer", lacht dann und fährt noch schneller, die Kommunikation klappt nicht ganz. So bin ich glücklich, als ich vollkommen verkrampft endlich im Hotel ankomme.







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