Freitag, 20. Januar 2017

13.11.2016, Hsipaw


Am Morgen stiess ich unverhofft auf einen Umzug mit Wagen, Lautsprechern und Discomusik, Trommeln wurden geschlagen, mit Schellen wurde hantiert und getanzt, die Frauen trugen meist traditionelle Kleidung. Auf den Wagen standen riesige Holzgerüste, beladen mit Decken und Kissen, mit Geschirr, mit aufgespannten Regenschirmen und weiteren nützlichen Dingen - alles symmetrisch und dekorativ arrangiert.  So hoch waren diese Gerüste, dass die Strom- und Telefonleitungen beim Passieren mit Stangen empor gehoben werden mussten, denn sonst hätte sich die sperrige Last verfangen. Man erklärt mir, dass man den Klöstern einmal pro Jahr Gaben spende, Oktober bis November scheint die richtige Zeit zu sein. Ich spazierte mit dem Zug mit, der in einem Kloster endet, wo ich eine merkwürdige Tanzszene beobachte. Ein Mann mit einem Regenschirm, einer grossen runden Sonnenbrille und einem aufgeschminkten Schnauz tanzt mit einer sehr schönen Frau. Beide haben an ihren Kleidern Geld angeheftet und laufend heftet das Publikum neue Scheine an.  Auffällig ist insbesondere die sehr körperbetonte Tanzerei, bei der die Frau mit dem Hintern wackelt, wie ich das bisher nur in afrikanischen Tänzen gesehen habe. Sehr sexy ist das, für eine doch eher prüde Gesellschaft. Das ganze wird von der Bevölkerung eifrig mit Handys geknipst und gefilmt, da falle ich absolut nicht auf. Insbesondere die zwei jungen Touristinnen, die mit dem Discowagen mitmarschiert sind und nun mit der männlichen Jugend tanzen, geben ein sehr beliebtes Sujet ab. Insgesamt scheint mir der Buddhismus so, wie er hier praktiziert wird, eine äusserst lebensfrohe Religion zu sein.

Und eine sehr verschwenderische. Ich war auch in einer Tempelanlage für Nats, wo die vielen ungeschickt gestalteten Figuren, Tiger, Elefanten und Pferde, grosszügig mit Lebensmitteln und Blumen beschenkt werden. Nats sind Naturgeister. Der burmesische Herrscher, der den Buddhismus einführte, wollte den Glauben an sie beseitigen. Die Bevölkerung hat jedoch nicht mitgemacht, das musste er schliesslich einsehen. So hat er diese Naturgeister, denen häufig auch bei Bäumen geopfert wird, einfach ins Buddhistische Personal aufgenommen, weshalb dies - für mich eh zu umfangreich - derartig unübersichtlich geworden ist, dass ich es gar nicht erst zu verstehen versuche.


Nach zwei Uhr mache ich mich auf Richtung Sunset Hill. Auf dem Hügel steht ein Kloster und eine Pagode, merkwürdig für mich, nicht wirklich schön. Doch die Aussicht auf den Fluss, die Ortschaft und die gegenüber liegenden Berge, die ich vor zwei Tagen erklommen habe, ist überwältigend. Für den Sonnenuntergang ist es zu früh. So beschliesse ich, eines dieser merkwürdigen Götzenbilder abzuzeichnen, diesmal einen sitzenden  Buddha hinter dem sich ein Klapperschlangenkopf aufrichtet, deren Leib sich um den Sockel der Figur windet. Alsbald werde ich von Einheimischen belagert, eine Qual jedes Mal für mich, und ein Teil einer Ameisenstrasse verirrt sich in die Sackgasse meines Hosenbeins. Den Buddha anschauend ignoriere ich stoisch all dies. Nicht alle Künstler, die Werke für Pagoden und Tempel machen sind grosse Künstler, so auch ich. Die nur von.


Die Sonne sinkt, Motorräder mit jungen Leuten kommen den Hang hinauf. Es wird geplaudert, Musik aus den Handys ertönt, die Jugend vergnügt sich wie überall auf der Welt. "No alkohol, no drugs, no noise, no shoes, no spagetti shirts, no shorts, please help to keep the silence", heisst es am Tempeleingang angeschrieben. Bei Sonnenuntergang treffen die Touristenbusse ein. Ich habe Gelegenheit mit einer Reiseführerin aus Mandalay zu sprechen. Den Trump, den neuen amerikanische Präsidenten, den habe sie als kompetenten Autor von Büchern über Ökonomie - wie verhandeln und verkaufen - sehr geschätzt, der werde hier viel gelesen. Doch seine Ansichten später über andere Völker und die Frauen, die hätten sie doch sehr befremdet. - Ich gestehe ihr, dass ich vor der Wahl nichts von einem Mr. Trump wusste.

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