Donnerstag, 26. Januar 2017

15.12.2016, Kinmun

Früh aufstehen ist heute angesagt, es geht weiter, der Zug fährt um 7:15, ich stelle den Wecker auf 6 Uhr und bin um viertel nach auf der Strasse. Noch kaum Verkehr, ich stoppe ein erstes Taxi, "railway station" versteht der nicht und fährt weiter. Der zweite Taxifahrer versteht mich auch nicht, fragt jedoch einen Passanten und der versteht. 2000.- will er, das finde ich etwas viel und deute ihm, da sei aber das Einladen des Koffers inbegriffen. Von sich aus hätte er das nicht gemacht. Im Bahnhof fährt er dafür gleich vor den Eingang, ein Mann in Uniform fragt mich, wohin? und schultert gleich meinen Koffer. Ich bin froh darüber, denn die Station ist weitläufig und labyrinthisch, mit vielen Treppen. Vor einem Getränkeshop fragt er, ob ich noch etwas brauche, aufmerksam finde ich, so kriege ich auch noch meinen Nescafe. Für seine Dienste, er verstaut meinen Koffer und öffnet die Fensterläden, verlangt er schliesslich 10'000.-, also viel zu viel. Ich gebe ihm dann 5000.- auch dies noch viel, aber ich war froh darum und er war freundlich und überhaupt, so früh am Morgen handelt man nicht.


Punkt 7:15 tutet der Zug und langsam fahren wir an. Ein junger Mann setzt sich neben mich und schlägt seine Beine unter den Körper. In Bago wird er durch eine Inderin ersetzt, die sich ebenfalls im Schneidersitz niederlässt, Fauteuils, scheint mir, sind für die Leute nicht wirklich bequem, die sind sich gewohnt auf dem Boden zu sitzen. Die Frau neben mir döst alsbald ein. Ihr schwerer Körper, fett würde ich ihn nicht nennen, wippt sanft und irgendwie lüstern mit dem Ruckeln des Zuges, verliebt sah der Mann aus, der sie zum Zug begleitet, nicht mehr ganz jung sind beide. Die Frau kauft erst dem Händler, der alle 10 Minuten mit harten Eiern vorbei kommt, drei Stück ab, ich denke an Monika, die Frau hat etwas vor. Kurz darauf kauft sie ein Packet mit  Reis und Sauce, das sehr gut riecht und mich an Biryani erinnert, auch ein grosses Stück rotes Tandori-Huhn ist dabei. Reichlich das ganze und in ein Bananenblatt gehüllt. Ungeniert wirft sie nach dem üppigen Mahl sowohl Blatt wie Plastik zum Fenster hinaus. Anschliessend holt sie einen Betelnusshappen hervor und kaut ihn in der Backe. Definitiv eine Frau, die geniessen kann.

Fliegende Händler im Zug ersetzen längere Stopps in den Bahnhöfen, ich getraue mich nicht auszusteigen, zu kurz die Halte und der Zug fährt ohne grosse Vorwarnung ab.
Drei junge Paare aus Yangon sitzen im Wagon, modern und erfolgreich und in Jeans gekleidet, Vermutlich ebenfalls auf Wallfahrt, wie praktisch alle Insassen in diesem Zug. Drei kleine hübsch gekleidete Kinder sind auch mit von der Partie, zu wem sie gehören, weiss ich nicht genau, die Paarungen wechseln, die Leute zügeln andauernd im Wagen herum, auffällig ist einzig, das immer derselbe Mann mit ihnen zur Toilette geht oder ihnen etwas zu essen gibt.

Im überfüllten Pilgerlastwagen von der Bahnstation nach Kinmun bin ich so frech, den zweiten Sitz neben einem alten Mönch in der Chauffeurkabine zu verlangen und erstaunlicherweise gewährt man ihn mir. Ein Bettler und ein Mönch kriegen dafür je 1000 Kyat von mir, nicht weil sie vermittelt hätten, nein als Ausgleich, nicht wegen dem Karma oder vielleicht doch, man muss sich ja irgendwie revanchieren, heute verteile ich Geld in den unteren Schichten, denn Umverteilung tut Not. Fahrgebühr 500 Kyat, 15 Dollar wäre ein Privatwagen gewesen, viel zu teuer, meinen die anderen Touristen und ich finde, wenn schon Pilgerreise, dann bitte echt.

Die Teambildungssitzung im "Bawga Theiddi" Hotel in Kinmun dauert etwa 15 Minuten. Ununterbrochen spricht der Manager schnell und wie abgelesen, die Angestellten sitzen wortlos herum, weder lachend noch nickend noch irgend etwas, einfach da, mindestens ihre Körper. Dann Schluss, aufstehen, der Spuk ist vorbei. In Kinmun angekommen finde ich das reservierte Hotel nicht sofort, dafür ein modernes das mir gut gefällt, sauber, weisse glänzende Steinfliessen, schön kühl ist es, Gemeinschaftsbad, der Verkehr höre um 6 Uhr abends auf, meint der Mann an der Rezeption, das Hotel liegt direkt neben der Abfahrtsstelle der Pilgerlastwagen. Niemand spricht hier perfekt Englisch, die sind auf burmesische Pilger eingestellt, ich finde das sympathisch.

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