Samstag, 21. Januar 2017

18.11.2016, Kalaw

Gestern stand die Reise nach Kalaw auf dem Programm, einer Höhenstation der Briten Richtung Inle See. In der Peacock Lodge empfiehlt man uns einen Minibus, doch ich werde nicht wirklich glücklich in diesem Gefährt mit schwarzen Scheiben, die zwar vor der Sonne schützen, jedoch die Landschaft draussen richtig traurig erscheinen lassen. Die Fahrt südwärts durch die Ebene ist langweilig, doch die spektakuläre Strecke, die sich in die Berge hinauf windet, hätte einen besseren Ausblick verdient. Das Gelände ist weit schroffer als im Norden, neben der Strasse der Abgrund und der Verkehr ist dicht. Schwere Lastwagen und Busse, das Kreuzen und vor allem Überholen ist eine nervenaufreibende Sache.

Am Nachmittag kommen wir heil in Kalaw an, einem hübschen Ort auf 1350m, auch mit dem Hotel "Pine Breeze" bin ich sehr zufrieden. Ein angenehmes Zimmer und ein Restaurant mit prächtigem Ausblick im vierten Stock, ich schreibe jetzt gerade dort. Das Hotel ist unweit vom Zentrum zuoberst auf einem Hügel und damit ideal gelegen.


Die Gegend um Kalaw riecht anders, wahrscheinlich tragen die vielen Pinienwälder - Nadelhölzer sind immer unerwartet in den Tropen - zu dem frischen Geruch bei. Die alten Kolonialhäuser aus dunklem Holz erinnern mich etwas an Schweizer Chalets. Es ist sehr grün, gemütlich auch, eher ein grosses Dorf, umgeben von mehr oder weniger dicht bewaldeten Hügeln. Die Orientierung ist nicht einfach, da es keine ausgeprägten Täler und Bergrücken hat. Wieder einmal ist frisches Jogurt erhältlich, eine Wohltat für meinen armen Magen, der seit meinem vergorenen "green tea salad" etwas mürrisch ist und häufig brennt. In Kalaw haben sich viele Nepalesen angesiedelt und zwei davon haben ein Restaurant aufgemacht.



Am Abend wird es frisch, man spürt die Höhe, Wolkenwalzen streichen die Hänge hinauf, der Morgen startet mit Nebel, aber am Tag, in der Sonne,  ist es immer noch heiss.
Wir machen einen Spaziergang in der Umgebung und treffen glücklich aussehende Schweine an, die in etwas erhobenen nicht allzu kleinen Käfigen aus Holzlatten wohnen, und laufen - ohne dass wir es bemerken - durch ein Militärgelände hindurch und werden dabei nicht aufgehalten. Überhaupt sind die Leute sehr freundlich und sprechen allgemein gut Englisch, was nicht ganz erstaunt, trifft man hier doch sehr viele Ausländer an.



Als ich eine hübsche kleine Holzbrücke und das Gebäude dahinter fotografiere - es leuchtet gerade im warmen Abendlicht - ruft uns ein alter Mann herbei. Halb Afghane und halb Burmese sei er und während der Zeit der Militärdiktatur im Gefängnis gewesen. Nun habe er hier eine Schule gegründet für Kinder aus armen Familien und solchen, die Gewalt in den verbleibenden Konfliktzonen erfahren hätten. Bei ihm lebten nun Kinder und Jugendliche verschiedener Ethnien und würden so lernen friedlich zusammen zu leben. Bei den Kindern müsse man anfangen, wenn man eine Gesellschaft verändern wolle. Er beauftragt die Schüler mit uns Englisch zu sprechen und uns auf dem Gelände herum zu führen. Wir besichtigen das Klassenzimmer, die Gemüseflächen wo das Essen angebaut wird, die Schlafräume, einfache grosse Stuben mit Matten und Wolldecken am Boden. Auch stellt er uns einen asiatisch aussehenden belgischen Volontär vor und erzählt, dass er von Europäern unterstützt werde. Schliesslich lässt der Mann uns von zwei Mädchen wieder auf die Strasse hinaus führen und verabschieden, ohne dies selber getan zu haben. - Hat er erwartet, dass wir ihm ebenfalls Geld versprechen und ist nun enttäuscht? Gedrängt mindestens hat er uns nicht.


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