Freitag, 20. Januar 2017

15.11.2016, Pyin U Lwin



The National Kandawgyi Gardens, in meinem Führer als der bedeutendste Botanische Garten Myanmars angepriesen, ist eine Attraktion für einheimische Touristen. Hier bin ich ausnahmsweise als westliche Touristin eine Seltenheit. Die Besucher kommen aus Mandalay, selbst aus Yangon. Etliche Male werde ich gefragt, ob man sich mit mir fotografieren dürfe. Das Publikum ist allgemein sehr jung, Schulklassen viele, auch Liebespärchen, und die benehmen sich genau gleich wie Jugendliche bei uns und sind sogar gleich gekleidet. Das erstaunt mich. Mindestens in Mandalay waren die Leute in den Strassen doch sehr traditionell gekleidet. Das Handy ist allgegenwärtig und der Selfismus ebenfalls. Der Ablichtende, die Partnerin, vielleicht noch ein weiterer Freund - und im Hintergrund  sollte der Straussenvogel und die Pagode sichtbar sein. Das braucht Planung und Verrenkungen.
Im Garten fahren elektrisch betriebene Gefährte herum, was bei der Grösse der Anlage gerechtfertigt ist, es bleibt so angenehm ruhig. Einzig ein Affe in einem Baum - ein Brüllaffe? -macht einen ganz wahnsinnigen und auch enorm vielfältigen Lärm, so dass ich erst dachte, dies seien die vielen Jugendlichen.
Im Gebüsch treffe ich einen Reinigungstrupp an, das ist notwendig, denn die meisten Leute schmeissen ihren Abfall einfach weg. Ich finde das vorbildlich, bis ich bemerke, dass es sich nicht um einen Reinigungstrupp, sondern um ein Recyclingunternehmen handelt, denn ausser Pet und Aludosen wird nichts eingesammelt.





Der Garten wurde vor rund 100 Jahren von den Engländern angelegt, ab und zu steht  an einem Baum ein Schild mit einem Namen. Im Jahre 2001 renoviert, heisst es, ich nehme an, damals kamen die Pagode und die Holzbrücken dazu, die sich nun zusammen mit den noch vorhandenen englischen Anlagen zu einem merkwürdigen Bastard vereinen. Am besten gefallen mir die naturnahem Teile, insbesondere der Sumpfregenwald gibt einen schönen Einblick in solche Vegetationstypen, die sonst nur schwer zugänglich sind.
Ab Mittag tauchen ganze Familien auf um unter den ausladenden Baumkronen zu campieren, es hat etwas sonntägliches. - Habe ich es schon wieder in die Vollmondferien geschafft? Das kenne ich doch von China. Gestern war in der Stadt, besser rund 6 km davon entfernt ein Vollmondfest mit Heissluftballonen, an denen eine Plattform aufgehängt ist, auf der Feuerwerk losgelassen wird. Als ich mit dem Zug ankam, war bereits die ganze Stadt im Festtummel. Horden von Jugendlichen fuhren johlend auf ihren Motorrädern zum Festplatz und auch auf den Ladeflächen von Lastwagen wurden Leute dorthin gekarrt. Da es unterdessen auch anfing mit Knallern, habe ich ebenfalls eine kleine Flasche Whisky gekauft, mich aber anschliessend in mein Hotelzimmer verkrochen, mir sind feiernde Menschenmassen unheimlich, zumal mir Schweizer, die in Taunggy an solch einer Ballon-Feuerwerks-Chilby waren, gesagt haben, dass die Ballone mitunter nicht recht stiegen und die Feuerwerke dann zu tief losgingen.

Mein Weg heute morgen zum See und Garten führte zum Glück über weite Strecken unter ausladenden Bäumen vorbei. Doch da die Hunde hier in den Nebenstrassen häufig aggressiv ihr Territorium verteidigen, folgte ich den stärker befahrenen Strassen. Die prächtigen Villen nach neuchinesischem Geschmack, die den ersten See säumen, sind von hohen, mit Stacheldraht oder Glasscherben bewehrten Mauern umgeben. Sobald die Häuser in Stein gebaut und teurer werden, folgen auch Mauern  mit Bewehrung. Dabei fühle ich mich doch hier so sicher, wie selten auf einer Reise. Die fünf Gebote der Buddhisten, nicht töten, nicht stehlen, nicht lügen, keine Drogen und keine sinnlichen Ausschweifungen werden hier mindestens in den für mich einsichtigen Teilen bestens befolgt. Da verwirren solch bewehrte Gebäude

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen