Samstag, 21. Januar 2017

22.-25.11.2016, Besuch bei den Pa-O

Wir besuchen das Büro einer Organisation, die Trekkings in der Umgebung durchführt und melden uns für eine dreitägige Wanderung an. Das Büro ist fürstlich eingerichtet, zwei Angestellte, wir seien die ersten Besucher dieser Saison. Dieses Projekt, von einer NGO angestossen, soll den Pa-O, einer ethnischen Minderheit, ein Zusatzeinkommen verschaffen und einen massvollen Tourismus fördern. Wie genau der Gewinn davon - das Trekking ist rund vier Mal so teurer wie bei kommerziellen Anbietern - eingesetzt wird, kann man uns nicht so genau erklären, doch wir hoffen, dass tatsächlich etwas am richtigen Ort hängen bleibt und freuen uns nun auf diese Wanderung, die etwas abseits der viel begangenen Pfade in dieser Region durchführen soll.
Der Aufstieg von 900m auf fast 1500m nach Hte Ne, unserem Übernachtungsort, war anstrengend, denn der morgendliche Herbstnebel über dem See verflüchtigte sich rasch.


Unser Führer Wahra entpuppt sich als perfekte Wahl, er spricht nicht nur gut Englisch, er weiss auch sehr vieles zur Gegend zu sagen und Anekdoten zu erzählen. Selbst Humor hat er, ich muss mich korrigieren, ich denke, der fehlende Humor, den ich den Asiaten gerne vorwerfe, liegt vielleicht doch stark daran, dass die sprachliche Verständigung nicht gut genug ist. Wahra mindestens lacht oft und ist nie dozierend, weiss jedoch auf alle Fragen eine Antwort. Auch kann man mit ihm über die Schwierigkeiten des Landes diskutieren, das scheint kein Problem mehr zu sein. Offen spricht er über die Zeit der Militärdiktatur. Darüber auch, dass man nach den Wahlen 2016 doch allgemein sehr optimistisch sei. Vieles habe sich verbessert, die Rückkehr des Militärs scheint für ihn keine Möglichkeit mehr zu sein.

Bunt gemischt folgen hier Gedanken und Gesprächsfetzen dieser drei Tage.


Die Intha
Die Intha, nebst den Pa-O und den Shan die Hauptbevölkerungsgruppe der Gegend, lebt am und auf dem See. Dort sei es schwierig gewesen, die Toten zu begraben, weshalb man sie in Holzkisten mit kleinen runden Löchern getan habe und diese im See versenkt. Die Aale, hier sehr beliebte Fische, würden mit Vorliebe Aas fressen, also auch Menschen, was wiederum die Intha als positiv empfänden, denn so könnten sie mit ihren Vorfahren in Verbindungen bleiben.


Entwaldung und Umwelt
Die Hänge rings um den Lake Inle sind stark entwaldet, richtigen Dschungel findet man kaum. Zu Zeiten der Diktatur hätten die Militärs alles Teakholz für sich beansprucht und ins Ausland verkauft. Der Baum ist nun selten, ein Waldmanagement, wie man dies zur Zeit der Briten noch gekannt habe, existiere seit 50 Jahren nicht mehr. Ein weiterer Grund, weshalb mich die Hänge an räudige Köter erinnern, ist der Tatsache zuzuschreiben, dass es auf den Gipfeln, wo die Pa-O bevorzugt wohnen, an Wasser mangelt. Es würden praktisch nur Cheroot-Büsche für die Zigarrenindustrie am See angepflanzt, seltener eine Hülsenfrucht, die zu Bier verarbeitet wird. Lebensmittel müssten die Leute einkaufen. Diese einseitige Abhängigkeit von den Marktpreisen sei schuld für die Armut der Leute. Zusätzlich brauche das Trocknen und Pressen des Cheroot zu riesigen Zylindern enorm viel Brennholz, was mitverantwortlich für die ausgelichteten Baumbestände sei. Daneben werde für Kulturen gerodet, die in den steilen Hängen nur 2-3 Jahre fruchtbar blieben.



Aufforstungsprojekte gebe es, die würden in den sechs Monaten ausserhalb der Touristensaison durchgeführt. Angepflanzt werden Jacaranda- und Banyanbäume, beide offensichtlich genügsam und nicht auf Bewässerung in der Jugend angewiesen. Der Banyanbaum hat zusätzlich den Vorteil, ein heiliger Baum zu sein, in dem die Nats, die guten und bösen Naturgeister wohnen. Wenn man aus irgend einem Grund solch einen Baum trotzdem fällen müsse, dann müsse man dies den Nats sieben Tage im voraus sagen und diese mit Opfergaben und Feiern gütig stimmen. - Nicht ganz so einfach also, solch einen Baum zu fällen.....

Die tiefen Einschnitte in den Hängen am südlichen Ende des Lake Inle, die für uns keinen Sinn machen, auf jeden Hügel eine Strasse, doch eine Verbindung ergibt sich so nicht - an blutende Wunden erinnert mich die rote Erde der angeschnittenen Hänge - das seien Projekte der ehemaligen Militärregierung, meint Wahra. Weitere Resorts auf dem Lake Inle seien nicht mehr erwünscht gewesen, so habe man teure Hotels mit Sicht auf den See geplant. All diese Projekte seien jedoch von der neuen Regierung gestoppt worden, die Verletzung der Hänge aber, wird noch eine Weile sichtbar bleiben.
In der Gegend fehle es an Fabriken und grösserem Gewerbe. Auch dies ein Erbe der Militärdiktatur. Nur kleinere Geschäfte und Werkstätten seinen verschont gewesen von der Gier des Militärs, so habe niemand gross investieren wollen.

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