Dienstag, 24. Januar 2017

13.12.2016, yangon

10 Uhr, ich gehe ins "Garden Bistro" im "Kandawgyi Park", in der Erwartung, dort einen wunderbaren Kaffee und vielleicht ein europäisches Frühstück zu finden. Am Sonntag Abend war ich bereits dort, wenige Leute damals, ich habe einen guten grünen Salat mit passablem Brot gegessen und anschliessend eine Rüeblitorte mit Espresso, dies sehr gut, das musste einfach wieder einmal sein.
Heute Morgen ist es voll auf der gediegenen Terrasse direkt am See, alles Burmesen, reiche Leute, das sieht man sofort, und weiss es auch, denn die Preise an diesem Ort sind hoch. Am Sonntag musste ich meine VISA-Karte zücken, das Geld im Portemonnaie reichte nicht aus. Das Frühstück ist entsprechend gar nicht westlich, um halb zehn lichten sich die Runden, die Bosse gehen nun langsam in ihr Büro, die Stadt ist bereits vom Verkehr verstopft, das kann dauern, aber vor dem Mittag sollten sie es schaffen - wohl deshalb meinte man gestern "money change at eleven". - Auf Empfehlung des Kellners nehme ich "Dim Sun", gedämpfte Häppchen in Bambusbehältern, das ist chinesisch und hier wohl gerade "in", das westlichste Frühstück, das ich auf der Karte finde, sind Omeletten. Eine der schönen und mit Schmuck behängten Frauen, die am Nebentisch eben eine halbe Stunde intensiv geschwatzt haben, sehe ich nun mit einem Bund Lotusblüten beim Parkplatz. Gekauft von dem Mann, den ich Lotusknospen abreissend im schmutziggrünen Wasser herum waten sah, der Teich ist nicht tief, es reicht ihm gerade bis zu den Schultern. Buddha liebt Lotusblüten und die Shwedagon Pagoda ist nah.


Im "Garden Bistro" sehe ich auch ab und zu westliche Familien, Expats scheint mir, mit vielen Kindern, züchtig gekleidet und etwas bünzlig, weisshäutigst, sind das alles Missionare? Mittag, neue Gäste kommen, ich muss nun weiter.

In der Hitze des frühen Nachmittags spaziere ich dem Nordufer des Sees entlang, einsam ist es, praktisch nur noch Leute, die den Park pflegen und verliebte Paare, die sich in die vestecktesten Ecken verdrücken, geschützt zusätzlich vom Sonnenschirm, wo sonst hätte es in dieser Stadt Platz für Intimitäten? Möglichst im Schatten spaziere ich, ab und zu ein Windhauch, so ist es erträglich, auch hier wurde unheimlich viel Teakholz neu angepflanzt. Am Strassenrand stehen Autos mit leise brummenden Motoren, die Klimaanlagen, getönte Scheiben, hier beknutscht sich die obere Klasse, und Autos mit offenen Türen, in denen Chauffeure ihre verdiente Siesta machen.



Frühmorgens spaziere ich zur Pagode und steige nvor 8 Uhr die Südtreppe hinauf, ruhig ist es noch, keine Ausländer, aber bereits viele Gläubige, die andächtig ihren Geschäften nachgehen. Ich setze mich neben einen Mönch auf die Stufen eines Tempels und schaue zu. Heute ist Dienstag, doch der Donnerstagsbuddha, ebenso - wie diejenigen anderer Wochentage - wird heute speziell bedacht. Von Leuten, die an einem Donnerstag Geburtstag haben? Um den Hals dieses kleinen Buddhas hängen unzählige Jasminketten und dauernd wird er von Gläubigen mit Wasser begossen. Häufig treten Paare zu ihm hin, auch ganz junge und modern wirkende, und tun dies alternierend, mal ein Guss von links, mal einer von rechts. Familien auch häufig, will heissen erwachsene Kinder mit betagten Eltern, diese stützend, wobei manche Alte noch erstaunlich behende nach dem Gebet vom Boden aufstehen. Ich beobachte eine Frau, die andächtig gut eine halbe Stunde betet und sich immer wieder zu Boden wirft, und betet und murmelt, unglaublich diese Ausdauer und dieser Ernst. Der Mönch neben mir kriegt von einem kleinen Knaben einen Pudding geschenkt, er segnet ihn dafür. Später beobachte ich eine Frau, die eine ganze Mahlzeit, einen Hamburger in Styroporverpackung ist auch mit dabei, zuerst betend dem Buddha darreicht, eine Taube verscheuchend, die sich voreilig bedienen will, sie nicht so andächtig, eher Pflicht dieses Gemurmel, den Hamburger schenkt sie anschliessend einem Mönch. Auch Krähen bedienen sich von Opfergaben, vorsichtig zwar, denngleich daneben brennen Kerzen und Weihrauch, sie wissen wohl, weshalb sie pressieren, die Aufräummannschaft ist dauernd unterwegs. Weg die Speisen und noch frischen, aber überflüssige Blumen, kein Platz mehr für neue, werden die wohl ein zweites Mal verkauft?

Sitzend verfliesse ich etwas, vergesse die Zeit, aber doch, dass die Frauen meist ein Tuch über der Schulter tragen, über der rechten im allgemeinen, das nehme ich bewusst wahr. Häufig auch vorne um den Hals geschlungen, beide Enden lose über den Rücken gehängt. Machen das nicht die Inder so?


Diesmal will ich den Fussabdruck von Buddha sehen, in diesem Gebäude muss es sein, ich sitze auf die Stufen nieder. Der ältere Mönch, der dort hin und her geht, deutet mir näher zu kommen. Er nimmt einen kleinen Becher und trinkt Wasser aus einem Becken, unter welchem der Fussabdruck von Buddha zu sehen ist und meint freundlich, ich solle es ihm gleich tun. Und falls ich nicht wolle "no problem". Diese Freiheit beim Buddhismus gefällt mir. - Umgekehrt muss ich aber sagen, dass mir diese andächtige Religiosität, all die verzückten Gesichter in Sonntagskleidern doch extrem fremd und fast unheimlich ist.

Unten beim östlichen Treppenabgang liegt ein Quartier, das gänzlich dem Mönchsleben bestimmt ist. Klöster, Schneiderateliers, die rote Mönchskutten fabrizieren, Verkaufsläden auch und Restaurants für Mönche.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen