Samstag, 28. Januar 2017

26.12.2016, Dawei

Auf der Frühstücksterrasse, die auf einen kleinen Kunstsee hinausschaut auf dem Rudermannschaften trainieren, treffe ich die übrigen verlorenen Seelen, die am 25.Dezember im "Starlight" Guesthouse gestrandet sind. Eine junge Französin, Emiline, sie arbeitet seit 4 Jahren in Yangon in einem Reisebüro und ist mit einem Burmesen liiert. Einen mittelalterlichen Deutschen, der in Gegenrichtung reist, Selbständigerwerbend, meint er, anfangs Dezember und ende Januar besuche er Symposien in Bangkok und da sei es günstiger, den Winter gerade hier unten zu verbringen. Er rechnet mit 40 Dollar pro Tag. Schliesslich ein Engländer in meinem Alter, ebenfalls südwärts reisend, seit 5 Monaten unterwegs, überhaupt unterwegs, er habe genug Geld, müsse nicht mehr arbeiten und England, Europa, die Politik, da habe er keine Lust mehr darauf. Von Bangkok aus gehe es dann Richtung Indien. - Als Frühstücksüberraschung erklärt der Burmese, der das Guesthouse während der Abwesenheit des amerikanischen Besitzers mehr schlecht als recht managt, dass er für uns alle keinen Platz mehr habe.


Zu dritt gehen wir auf den Zug Richtung Süden. Der sollte um halb elf Uhr abfahren und fährt dann erst gegen zwölf, Verspätung, von Yangon her bereits 15 Stunden unterwegs,  sowas kann passieren, um 12 Uhr also fahren wir aus dem Bahnhof um nach rund einer viertel Stunde schon wieder zu halten. "Train change" meint man. Die Sonne brennt unerbittlich auf die Wagons hinunter, diese Hitze, ich beginne zu halluzinieren, die Sonne, erst verkriechen wir uns in unsere Häuser, in Höhlen dann, doch Feuer kommt auf, die glühende Luft verbrennt unsere Lungen, es gibt kein Entrinnen, die Sonne hat hier in den Tropen kein hübsches Gesicht. Die Höllenvisionen aus den Eingeweiden des liegenden Buddha kommen hoch, lebend gesotten, so fühle ich mich, 36 Grad Höchsttemperatur heute laut Wetterbericht.
Nach rund einer Stunde geht es weiter, ein Zug kommt aus der Gegenrichtung, wir mussten beim Kreuzungspunkt warten, nun ohne weitere Zwischenfälle vorwärts. Wir fahren durch eine hüglige Gegend. Entlang der Geleise stehen meist junge Kautschukplantagen in Reihen, während die Hänge der höheren Gebirge dahinter - überhaupt sämtlicher Gebirge in Myanmar - stark entwaldet sind. Und unten im flachen oder hügeligen Gelände werden grossflächig Monokulturen angepflanzt.


Konversation verkürzt die Reise. Nachdem ich mein Erstaunen ausdrücke, dass ich hier noch nie Kakerlaken gesehen habe, meint Steve, die würden eben gegessen. Der Engländer ist sympathisch, reisen zu zweit würde sich anbieten, doch seine Hände sind etwas nervös, das Bild eines Mannes, der Lederhandschuhe überstreift, ein Mörder, meine Fantasie in der Hitze, vielleicht auch ein englischer Gentleman - der übrigens ebenfalls Notizen macht und einen blog schreibt.

Der Zug rattert nun durch die Dämmerung, um 5 Uhr nachmittags ist es bereits dunkel, vor den Zugfenstern ziehen schwarze Silhouetten von Bambuspflanzen vor dem roten Abendhimmel vorbei, das sieht aus wie ein japanisches Gemälde, die Hitze lässt langsam nach.

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