Samstag, 21. Januar 2017

16.11.2016, Mandalay

Gestern Abend nahm ich den Zug zurück nach Mandalay. Um 16 Uhr solle ich in der Station sein, hiess es. Der Zug fuhr zwar pünktlich ein, doch dann manövrierte er hin und zurück, vielleicht stimmt schlussendlich doch, was die junge Deutsche meinte, nämlich  dass der Zug erst zwanzig vor sechs abfahre. Dann mindestens, als wir gerade wieder einmal in der Station Halt machten, stiegen auch die Einheimischen ein.
Rumpelnd wird weiter rangiert, manchmal einen Kilometer vorwärts, dann wieder zurück. Dumpfe Geräusche, nach rund zwei Stunden, es ist bereits 19 Uhr, entschliesse ich mich auszusteigen und ein Taxi zu suchen. Nein, nein, meint der Stationsvorsteher, jetzt gäbe es keine Taxis mehr, ich solle wieder einsteigen, der Zug fahre in einer Viertel Stunde ab. Ich scheine seinen Berufsstolz verletzt zu haben. In einer Essbude kaufe ich zwei Portionen Reis mit Poulet, eines für Julie, die junge Deutsche, und eines für mich. Der Zug fährt dann auch wirklich ab wie versprochen und die Weiterfahrt ist problemlos.
Julie erzählt mir von ihrem 3-monatigen Freiwilligeneinsatz in Mandalay als "teacher trainer". Ob sie denn eine Ausbildung habe? Nein, gerade Abitur gemacht, meint sie. Aber auch so könne man den Lehrern hier etwas beibringen, die hätten von Unterricht geben, Unterrichtsplänen und Lernzielen keine Ahnung. Nein, es habe auch keine Ausbildung oder Einführung für die Volontäre gegeben, da sei man ganz auf sich gestellt und mache, was man wolle. Sie selber habe sich dem Computerunterricht angenommen und drei Personen dafür ausgebildet. Computer habe es, die seien von einer Hilfsorganisation gespendet, jedoch bisher nicht benutzt worden. Ja, das sei recht chaotisch, verschiedene kleine Hilfsorganisationen würden sich engagieren, nicht abgesprochen, etwas frustriert sei sie schon. - So rücken wir recht rasch in der Nacht vorwärts, die Halte an den Stationen sind kurz, es steigen weder Leute ein noch aus, bis Mandalay haben wir mehr als die Hälfte der Verspätung aufgeholt. Im Zug ist ein mehrstimmiges Schnarchen zu hören, daneben Geschrei und Musik aus Abenteuerfilmen die auf Handys angeschaut werden, auch ich döse ein, im Bahnhof von Mandalay kommen wir gegen Mitternacht an.

Dort ist es um diese Zeit doch etwas beunruhigend und ich bin froh, zusammen mit Julie unterwegs zu sein und denke, sie ist auch froh um mich. Leute liegen am Boden herum und schlafen, ein schmutziger Irrgarten scheint mir das Bahnhofsgebäude, ich hätte Mühe gehabt allein hinaus zu finden. Zusammen nehmen wir ein Taxi, das mich im Hotel ablädt. Der Chauffeur wartet, bis ich die schlafenden Hotelangestellten aufgeweckt habe und sie mir das Tor geöffnet, was mir zu denken gibt. Doch Julie, mit ihrer längeren Erfahrung hier, hat mir bereits gesagt, dass es in der Nacht durchaus nicht ungefährlich sei und ich nicht zu spät alleine unterwegs sein sollte.



Am Morgen treffe ich Monika zum Frühstück, sie ist gut gereist und bereits fit. Am Nachmittag bringt ein Chauffeur uns erst zu einer sehr langen Teakholzbrücke über einen See und anschliessend auf eine Pagode in Sagaing, von der aus man eine wundervolle Sicht auf die Landschaft bei Sonnenuntergang geniesst. Das Leuchten der über die Hügel verteilten goldenen Kuppeln im letzten Abendlicht ist berauschend und unten im Fluss sehe ich die "RV Mandalay" vor einer Sandbank ankern.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen